Bildung: Drei Schulen sind eine zu viel
Angesichts sinkender Schülerzahlen wird das heutige Angebot in Wülfrath nicht zu halten sein, stellten die Leiter von Gymnasium, Real- und Hauptschule im Ausschuss dar.
Wülfrath. „Die Schullandschaft im Land steht vor massivsten Veränderungen, die auch für Wülfrath dramatisch ausfallen werden.“ Frieder Winterberg, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule, spricht Klartext. Mit Ulrike Preuss (Hauptschule Wülfrath) und Erika Winkler (Gymnasium) skizziert er im Schulausschuss, dass angesichts sinkender Schülerzahlen, das heutige Schulsystem keine Zukunft haben wird. „Die Abwahl der Hauptschule ist ein Aspekt. Der Run auf die Gesamtschule und die Sekundarstufe II der Berufskollegs, der die gymnasiale Oberstufe beeinträchtigt, ist ein anderer“, so Winterberg.
In der Diskussion um die Zukunft des Schulstandorts Wülfrath breitet zum Einstieg Jugendhilfeplaner Udo Neumann Daten als Grundlage aus. Wurden 1999 in Wülfrath noch 270 Kinder eingeschult, waren es im vergangenen Jahr nur noch 166. Für 2015 werden — optimistisch kalkuliert — 150 i-Dötzchen begrüßt werden können. „Eine dramatische Größenordnung“, wie Neumann anmerkt. In den Klassen fünf bis zehn setzt sich der Trend fort: 1639 Schüler in 1999, 1500 in 2010 und maximal 1350 in 2015.
Winterberg sieht einen Kampf um die Schüler. „Jede Stadt, jede Schule versucht zu halten, was zu halten ist.“ In Wülfrath spüre man das daran, „dass die Zahl der Einpendler aus den Nachbarstädten abnimmt“. Für ihn ist klar, dass „es in zehn Jahren kaum noch Hauptschulen in ganz NRW geben wird“. Das bestätigt Ulrike Preuß. „Wir sehen ein, dass wir irgendwann den Kampf um den Erhalt der Hauptschule verlieren werden. Und das kann sehr schnell sein.“ Sie bedauert, dass das kleine System der Hauptschule nicht mehr gefragt sei. Künftige Alternativen könnten eine integrative Mittelschule in Kooperation mit der Realschule sein oder auch eine Gemeinschaftsschule. Auch eine Vereinbarung mit einer Hauptschule aus einer Nachbarstadt sei für eine gewisse Zeit denkbar. „Vielleicht will Mettmann ja seine Hauptschüler in Wülfrath beschulen.“
Mindestens dreizügig, betont Erika Winkler, müssten die weiterführenden Schulen sein, sollten sie zukunftsfähige Angebote vorhalten können. Angesichts von nur 150 Schülern in einem Jahrgang wären allenfalls sechs Klassen denkbar — in zwei Schulen. Natürlich könnte auch eine einzige Gesamtschule Wülfrath eine Option sein, „die aber für gymnasial orientierte Eltern keine Alternative sein wird“, so die Chefin des Gymnasiums — und die Schulleiter-Kollegen nicken.
In den Grundschulen wird der demografische Wandel dauerhaft für weniger Klassen sorgen: Ellenbeek und Lindenschule rechnen mit Zweizügigkeit, die Parkschule mit drei Klassen je Jahrgang. Was die drei Schulen eint: Die Nachfrage nach dem Offenen Ganztag steigt. Fachbereichsleiter Hans-Werner van Hueth: „Diese Nachfrage müssen wir in den Griff kriegen.“