Brand im Haus Maria Frieden vor 30 Jahren: Erinnerung an eine Tragödie
Am Dienstag jährte sich zum 30. Mal die Brandkatastrophe im Kinderheim Maria Frieden, bei der ein dreijähriger Junge und ein zweijähriges Mädchen starben.
Langenberg. Am 10. Juli 1982 zerstörte ein Brand das Haus Maria Frieden — und das Leben zweier Kinder. Jasmina war zwei, Daniel drei Jahre alt. Mit einer Gedenkfeier begingen Zeitzeugen und Mitarbeiter des Kinderheims in Langenberg am Dienstag erstmals offiziell den Jahrestag.
Es war ein Samstag. Die Schulferien hatten gerade begonnen. 30 Kinder saßen im Speisesaal beim Mittagessen. Die jüngeren Kinder hatten die Ordensschwestern zum Mittagsschlaf bereits auf die oberen Zimmer gebracht. Es war 13.13 Uhr, als eine Mitarbeiterin in den Saal stürzte: „Das Dachgeschoss brennt!“ Es war nicht nur das Dachgeschoss. Das Fachwerkhaus, 1948 errichtet, stand vom ersten Obergeschoss an in voller Ausdehnung in Flammen, wie der damalige Bericht der Feuerwehr dokumentiert.
Sirenenalarm überzog die Langenberger Bezirke, die Feuerwehr rückte an, bis zum Abend kämpften insgesamt 70 Mann gegen den Brand. Und sie retteten Leben: Eine Ordensschwester und zwei Kinder mit Hilfe des Sprungtuchs, die zweijährige Jasmina per Drehleiter. Ein weiteres Kind, das aus dem Fenster geworfen worden war, fing ein Feuerwehrmann auf.
Außerhalb des Gebäudes ein Gewusel aus Menschen, doch die Schwestern behielten den Überblick: Einer fehlte noch. Daniel. Der Dreijährige lag in seinem Zimmer. Doch Flammen und Rauch waren zu stark. Die Feuerwehrleute vermochten es nicht, bis ins Zimmer vorzudringen. Erst drei Stunden später konnten sie die Leiche bergen. Daniel war erstickt. Und auch Jasmina überlebte nicht. Sie starb im Krankenhaus an Brandverletzungen und Rauchvergiftung.
Am Nachmittag stürzten Teile des Hauses zusammen. All das, was dieses Kinderheim ausmachte — Geborgenheit, Zuflucht, Heimat — existierte nicht mehr. Vorerst. Das neue Kinderdorf befand sich zwar schon im Bau, war aber noch nicht bezugsfertig. So wurde die Jugendherberge auf dem Hordtberg für fünf Monate Domizil der Schwestern und Kinder, teilweise kamen sie bei Pflegeeltern unter. Bürger spendeten Bettwäsche, Kleidung, Spielzeug. Organisationen wie der Kinderschutzbund und der Kolpingverein spendeten Geld, eine Pilgermesse im Mariendom erbrachte 2500 Mark. Im Januar 1983 konnten die Kinder schließlich in ihr neues Heim ziehen.
Die Brandursache war damals eindeutig: Von einer Schulentlassfeier hatten Jugendliche Fackeln ins Heim mitgebracht. In ihre Zimmer und noch glühend. Während es ein Stockwerk tiefer Mittagessen gab, war ein Schwelbrand entstanden.
40 Besucher fanden sich zur Gedenkfeier ein, unter ihnen der damalige Bürgermeister Heinz Schemken, Feuerwehrleute, die 1982 im Einsatz waren, und der katholische Pfarrer Mathieu Gielen, der drei Monate vor der Brandkatastrophe in die Langenberger Gemeinde eingeführt worden war. Am gleichen Tag habe er noch eine Taufmesse absolvieren müssen: „Das war befremdlich. Eines der Lieder in der Messe hieß: ,Ich steh’ vor dir mit leeren Händen, Herr. Fremd wie dein Name sind mir deine Wege’.“ Ein Lied, das am Dienstag auch die Andacht in der Kapelle einleitete.
Nur ein Schild weist heute in Langenberg noch auf die Katastrophe hin. Die Erinnerungen hingegen sind bei denen, die sie erlebten, immer noch präsent.