Breitscheid: Tagesstätte für Bello und Co.
Huta: Jennifer Jung betreibt ein landesweit einmaliges Konzept in Breitscheid. Der Bedarf wächst stark.
Breitscheid. Jennifer Jung geht durch das Reich, das Sie sich in den vergangenen Monaten geschaffen hat. Unter Obstbäumen stehen kleine Blockhütten, jede von einem Zaun umgeben, der Weg zwischen den Gehegen ist sauber gepflastert, eine Bank lädt zum Verweilen ein, in der Nähe plätschert zwischen weißem Waschkies ein Brunnen. "Es ist ein bisschen wie ein Feriendorf - nur eben für Hunde", erklärt sie. Und noch einen Unterschied gibt es: Ihre Gäste bleiben nicht über Nacht. Sie werden morgens abgeholt oder gebracht, abends um 18 Uhr sind sie wieder alle bei Frauchen und Herrchen. "Hunde-Tagesstätte" (Huta) heißt das Konzept von Jennifer Jung, das es in dieser Form in Nordrhein-Westfalen bisher nicht gab.
Um die Beine der Existenzgründerin wuselt ständig eine lustige Meute: Ein geschmeidiger Australian Sheppard, ein drahtiger Jack Russel, ein struppiger Galago-Espanol und ein halbes Dutzend weiterer Hunde, kleine und große, alte und junge. Sie kennt nicht nur ihre Namen, sondern auch Charakter, Bedürfnisse und Marotten. Und sie hat ständig ihre Augen bei allen.
Denn die diplomierte Sportmanagerin ist vor allem Hundekennerin und -liebhaberin. Seit sie 13 ist, hat sie eigene Hunde gehabt, "von Anfang an die schweren Fälle", sagt sie und lacht. Später hat sie dann die Sachkundeprüfungen gemacht und im Tierheim gearbeitet. Jetzt ist sie auch fachlich bestens gerüstet.
"Ich habe meinen Traum verwirklicht und mein Hobby zum Beruf gemacht" - ihr Strahlen lässt keinen Zweifel daran. Dabei ist sie nicht blauäugig an das Wagnis herangegangen. Ein Jahr lang hat sie Marktforschung betrieben und den Bedarf ermittelt. "Ich bin nämlich gar nicht risikofreudig", gibt sie zu. Fast zwei Jahre hat die Suche nach dem geeigneten Gelände gedauert. Dann kam der Anruf eines Ratingers, der mit seinen 20 Huskies nach Lappland auswandern wollte.
Nun bewohnt sie sein Gelände und hat auf 52 000 Quadratmetern mit hohem Aufwand die Huta eingerichtet. Die Blockhütten sind begehbar und mit allem Hunde-Luxus versehen. 27 Plätze gib es derzeit. "Ich verfolge das Prinzip der Kleingruppen", erklärt sie. Wer mit wem ein Häuschen bewohnt, legt sie nach Alter, Spieltrieb und Gesundheitszustand fest. Bei gutem Wetter sind sowieso alle draußen. Dort könnten sich auch noch viel mehr Hunde vergnügen, doch irgendwann stößt auch Jennifer Jung an die Grenzen ihres Schäfertalents - und braucht Verstärkung.
Kaum drei Monate nach der Eröffnung ist das Geschäft schon stark gewachsen. "Ich habe im Frühjahr mal einer Hundehalterin von der Idee erzählt - das hat sich enorm herumgesprochen", erinnert sie sich. Der Bedarf scheint riesig zu sein. Vor allem Unternehmer und gut verdienende Singles leisten sich den Service.
Inzwischen ist die Huta schon mal zu Stoßzeiten ausgebucht. Und Jung schmiedet Expansionspläne. Sie will eine Anlaufstelle für Hundefreunde werden, ein Netzwerk aus Physiotherapeuten, Tierärzten und Hundetrainern knüpfen. Sie sucht einen Subunternehmer fürs Hundetaxi und einen Investor. Der soll helfen, die Huta-Idee weiter verbreiten.