Bürgerbus: Lindemanns letzte Tour

Nach zehn Jahren war der 76-Jährige am Montag das letzte Mal mit dem Bürgerbus unterwegs.

Neviges. „Na, das war ja eine Überraschung. Aber jetzt muss ich wieder los, mein Dienst geht weiter.“ Auch auf seiner letzten Fahrt hat Reiner Lindemann gestern penibel darauf geachtet, dass er pünktlich startet. Nach zehn Jahren als ehrenamtlicher Fahrer für den Bürgerbus-Verein Neviges/Tönisheide war der 76 Jahre alte Rentner am Montag zum letzten Mal auf Tour.

Vereinsvorsitzender Gunnar Rother, Fahrdienstleiter Hans-Willi Schwinning und Pressesprecher Wolfgang Schneidewind warteten auf ihn an der Endhaltestelle Dom-Parkplatz und dankten ihm für seinen Einsatz.

Mit 76 Jahren, sagte sich Reiner Lindemann, ist es Zeit, aufzuhören. Zehn Jahre lang war er als Busfahrer für den Verein im Einsatz. „Ich bin drei bis vier Mal im Monat gefahren.“ 28 ehrenamtliche Fahrer teilen sich derzeit den Dienst. Von ihnen war Lindemann ein Mann der ersten Stunde. Obwohl er noch fit ist und auch den letzten Gesundheits-check bestanden hat, steht sein Entschluss fest. „Ich höre aufgrund meines Alters auf. Ich will meine Fahrgäste nicht in Gefahr bringen“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

„Lieber Reiner, Du hast uns viel Freude bereitet. Und Du warst einer der Treuesten“, sagte Vereinsvorsitzender Rother und überreichte ihm zwei Flaschen Wein zum zweiten Ruhestand. „Der Reiner bekommt aber natürlich auch noch einen Freifahrtschein auf Lebenszeit für den Bürgerbus“, sagte Pressesprecher Schneidewind.

Als technischer Angestellter im Außendienst war Lindemann während seines Arbeitslebens immer viel mit dem Auto unterwegs. Und deswegen reizte den Mann aus Tönisheide die Aufgabe, den Bürgerbus zu lenken. Doch noch viel wichtiger war ihm, „etwas Sinnvolles zu tun“. Nicht nur hinter dem Lenkrad des Bürgerbusses, sondern auch in der Seniorenhilfe Tönisheide war Lindemann bis voriges Jahr engagiert.

Und in all den Jahren hat Lindemann seine Fahrgäste immer sicher ans Ziel gebracht. Ein einziges Mal nur — im vergangenen Jahr — hatte er einen kleinen Unfall, hat er mit dem Bus die Stoßstange eines Autos leicht angekratzt. „Weil der falsch geparkt hatte“, sagte Lindemann. Und in diesem Winter ließ er den Bus zweimal stehen, weil die Straßen zu glatt waren. „Da habe ich die Fahrten eingestellt, weil es nicht mehr zu verantworten war. Außerdem hatte ich auf der Tour, die normalerweise 20 Minuten dauert, schon eine halbe Stunde Verspätung.“

Neben den Schwätzchen mit den Fahrgästen hat sich Lindemann bei seinen Fahrten immer ganz besonders gefreut, wenn er im Bereich Wimmersberg unterwegs war. „Da wohnen meine Enkelkinder Julia und Christina. Wenn ich dort mit dem Bus vorbeikam, haben sie mir immer zugewunken.“