Wülfrath Bürgermeister-Kandidaten erfreuen BI Düssel-West

Wülfrath. · (HBA) Aufatmen bei der Bürgerinitiative (BI) Düssel-West: „Mit Erleichterung und Respekt“ nimmt die BI zur Kenntnis, dass alle vier Bewerber um das Amt des Bürgermeisters in Wülfrath eine Bebauung ökologisch wertvoller Außenflächen wie jener westlich der Düsseler Straße und nördlich des Hahnenfurther Weges bis hinauf zur Görtzheide ablehnen und grundsätzlich oder zumindest für viele weitere Jahre ausschließen.

 Michael Münch (v. l.), Reinhard Weniger und Andreas Ball-Sadlo von der Bürgerinitiative Düssel-West erläuterten 2019 bei einem Ortstermin, warum sie gegen eine Bebauung der Ackerfläche sind.

Michael Münch (v. l.), Reinhard Weniger und Andreas Ball-Sadlo von der Bürgerinitiative Düssel-West erläuterten 2019 bei einem Ortstermin, warum sie gegen eine Bebauung der Ackerfläche sind.

Foto: Ulrich Bangert

Für die BI war dies immer einer der Wahl­prüfsteine.

Die Initiative hatte Andreas Seidler (CDU), Rainer Ritsche (parteilos, unterstützt von SPD und WG), Stephan Mrstik (Grüne) und Benjamin Hann (parteilos) zu Einzelgesprächen eingeladen und die autorisierten Antworten dokumentiert. „Wir danken den vier Politikern sehr für die durchgehend konstruktiven und angenehmen Gespräche, die sich im Stil wohltuend von den Äußerungen einzelner Ratsmitglieder in der Vergangenheit abgehoben haben“, bilanziert BI-Sprecher Reinhardt Weniger. „Wir und Hunderte Unterstützer unserer Initiative fühlen uns bestätigt in der Zielsetzung, die Mega-Bebauung einer wertvollen Ackerfläche mit fatalen ökologischen wie ökonomischen Folgen für Düssel und Wülfrath insgesamt dauerhaft zu verhindern.“

Alle Bürgermeister-Kandidaten würden sich zum Grundsatz „Innen- vor Außenentwicklung“ bekennen. Die BI habe in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass Wülfrath Baureserven für fast 800 Wohneinheiten besitze, ohne dass neue Baugebiete ausgewiesen werden müssten. Nach der erfolgten Änderung des Regionalplanes Düsseldorf sei es jetzt Sache der Stadt Wülfrath zu entscheiden, ob neue Flächen versiegelt werden sollen oder nicht.

Andreas Seidler wies auf den geltenden Ratsbeschluss zur „Innen- vor der Außenentwicklung“ hin. Der bedeute „gesundes Wachsen in bauleitplanerisch bestehenden Ressourcen“. Bei Düssel-West würde es sich um eine „komplett neue Siedlung in Düssel“ handeln, die mit dem ursprünglichen Dorf „kaum noch etwas zu tun“ habe. Daher werde es mit ihm als Bürgermeister „in den kommenden zehn Jahren keine Bebauung auf der Fläche Düssel-West geben“. Es handele sich um Wohnbauland „für in etwa 15 bis 25 Jahren“.

Rainer Ritsche, der derzeitige Kämmerer und Erste Beigeordnete der Stadt, gab zu Protokoll: „Großflächige Entwicklungen halte ich nur um den Wülfrather Stadtkern herum für zielführend beziehungsweise wünschenswert.“ Auch Ritsche fühle sich dem Prinzip Innen- vor Außenentwicklung „selbstverständlich verpflichtet“. Wichtig sei ihm, die Einwohnerzahl Wülfraths oberhalb von 22 000 Menschen zu stabilisieren. Ein maßvolles Wachstum wie etwa mit der Bebauung des Sportplatzes Düssel, von der BI immer wieder als Alternative angemahnt, sei als Entwicklung „in begrenztem Umfang möglich“.

Stephan Mrstik sieht dagegen keine Notwendigkeit für ein Bevölkerungswachstum: „Wir brauchen nicht mehr Einwohner“. Denn die Schulden blieben. „Mit der Größe einer Stadt nehmen die Probleme eher zu“, stellt er fest. Für Mrstik ist klar, dass die realisierbaren Flächen im bestehenden Siedlungsbereich der Hauptortslage Wülfrath ausreichen. „Ich will kein Baugebiet Düssel-West jetzt und ich sehe auch keinen Grund, wieso das in Zukunft Sinn machen soll.“

Noch immer „schockiert“ zeigte sich Benjamin Hann von der ersten Regionalplanänderung „Wohnen am Rhein“. Die vorgesehenen Bereiche Düssel-West und In den Eschen seien überzogen. „Derartige bauliche Entwicklungen sind verbunden mit abzulehnenden Versiegelungen, da ja unter anderem die verkehrlichen Anbindungen und Ausbauten dafür völlig unberücksichtigt geblieben waren.“

Für die BI begrüßenswert skeptisch zeigten sich alle Kandidaten bei der Frage, welche Rolle Investoren bei der Bauleitplanung neuer Gebiete spielen könnten. Ritsche sei überzeugt, „dass Stadtplanung in die Hände der Stadt gehört“. Externe Dienstleister könnten hier nur die „verlängerte Werkbank“ des Planungsamts sein, das künftig allerdings personell deutlich besser aufgestellt werden müsse. Auch Mrstik favorisiere eine interne Planung. „Es müssen jedoch die Ressourcen im Rathaus vorhanden sein.“ Hann finde, „dass wir auf jeden Fall in Wülfrath das Heft in der Hand behalten müssen“. Nur Seidler könne sich in neuen Gebieten wie Düssel-West einen „Investorenwettbewerb“ vorstellen.

Weil aber letztlich der Stadtrat und nicht der Bürgermeister entscheide, will die BI wachsam bleiben: „Wir erinnern uns: Außer Grünen und Linkspartei haben CDU, FDP, SPD und WG im Rat für eine Änderung des Regionalplans und damit für das angebliche neue Wohnen am Rhein gestimmt“, so Weniger. Im Falle eines Falles werde die BI den künftigen Bürgermeister und die ihn unterstützenden Parteien an die von der BI schriftlich dokumentierten Aussagen zu Düssel-West ­erinnern.