Wülfrath/Neviges Hightech hilft Landwirten bei der Ernte

Wülfrath/Neviges · . Einige kleine Regentröpfchen setzen sich auf die Windschutzscheibe des Mähdreschers. „Solch kleine Mengen sind nicht schlimm, die Rapskörner sind in den Schoten vor Feuchtigkeit geschützt“, sagt Christian Gladbach.

Die leuchtend gelben Rapsblüten des Frühjahrs haben sich in grau-beige Schoten verwandelt, die Christian Gladbach in diesen Tagen mit dem Mähdrescher erntet.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Der Bauer vom Gut Hugenhaus ist zur Erntezeit immer ein bisschen nervös, weil er nicht weiß, ob er die Ernte schnell genug und trocken einfahren kann. Auf dem 17 Hektar großen Acker am Deilbachweg in Neviges, hart an der Grenze zu Westfalen, hat er Glück: Es bleibt bei ein paar Tropfen, und er kann ohne Unterbrechung ernten.

Um die ineinander verschlungen Rapspflanzen besser zu packen, ist ein spezieller Vorsatz an dem 7,70 Meter breiten Schneidewerk montiert. Der hochmoderne Mähdrescher bietet optimale Arbeitsbedingungen: GPS-gesteuert zieht das Ungetüm zentimetergenau an den Schnittkanten vorbei, ins Lenkrad muss Christin Gladbach nur greifen, wenn an den Feldrändern gewendet wird. Zahlreiche Bildschirme versorgen ihn mit allen wichtigen Informationen, vom Kraftstoffverbrauch über Kornqualität bis hin zum Füllstand des Korntanks. Wenn der voll ist, fährt das Auslaufrohr aus und die schwarzen Rapskörner rieseln in einen Anhänger. „Daraus wird in einer Neusser Ölmühle das Öl für unsere Pommes gepresst“, bemerkt der Bauer.

Gladbach sieht eine mangelnde Akzeptanz seines Berufsstandes. „Wenn wir abends auf Feldern unterwegs sind, beklagen sich Anwohner über Ruhestörung und rufen die Polizei. Bestimmte Arbeiten können nur nach Sonnenuntergang durchgeführt werden, zum Beispiel das Ausbringen von Insektiziden. Die Schädlinge werden abgetötet, innerhalb von Stunden zersetzen sich die Wirkstoffe, so dass Bienen und andere Insekten nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.“

Für Christian Gladbach und seine Ehefrau Britta, die er beim Agrarstudium kennenlernte, gehört es zum Alltag, auf Flächen weit entfernt von der heimischen Hofstelle in Rohdenhaus zu ackern. „Ich bearbeite die doppelte Fläche wie mein verstorbener Schwiegervater Hans-Peter Schlieper, aber ich habe nicht die doppelten Erlöse. Das liegt nicht daran, dass die Erträge schlechter geworden sind, sondern weil die Kosten für uns explodiert sind, aber der Gewinn nicht gestiegen ist.“

Die Trockenheit macht sich bemerkbar: „Gerste und Raps haben die Trockenphasen gut überstanden, aber im Weizen ist der Proteingehalt niedrig, das geht zu Lasten der Backqualität. Wir haben zwar schon gute Böden hier, aber wo die Lössschicht dünner ist oder viele Steine im Boden sind, macht sich das am Ertrag bemerkbar. Wo das Wasser fehlt, werden die Ähren notreif. Ich hoffe, dass sich der Weizen durch den Regen der vergangenen Tage noch verbessert.“ Wenn die Felder abgeerntet sind, arbeitet Gladbach das liegengebliebene Material in den Boden ein. „Andere Kollegen pressen es zu Strohballen. Mir ist es wichtig, dass sich Humus bildet. Gute und gesunde Böden sind unser Kapital.“

Der erst später ausgesäte Zweitfruchtmais hat zu kämpfen

Das dritte trockene Jahr hintereinander trifft die Viehhalter besonders hart: „Im ersten Jahr gab es noch Reserven, im vorigen Jahr wurde der Futtervorrat aufgebraucht, jetzt hat sich die Frühjahrstrockenheit bemerkbar gemacht“, beschreibt der Milchviehhalter Ernst-Wilhelm Frickenhaus die Lage. „Der erste Grasschnitt war nur durchschnittlich. Der Futtermais steht auf guten Standorten sehr gut dar, der Zweitfruchtmais, der später ausgesät wurde, hat allerdings zu kämpfen. Die Futtermittelpreise bleiben auf hohem Niveau, der Milchpreis liegt allerdings zwei Cent unter dem des Vorjahres.

Ernst-Wilhelm Frickenhaus, der mit Bernd Niermann eine Kommanditgesellschaft betreibt, führt die gesunken Erzeugerpreise auf die Corona-Krise zurück: „China und andere asiatische Staaten haben nichts zugekauft. Die Molkereien, die wir beliefern, sind Global Player“, sagt der inzwischen einzige Wülfrather Milchbauer. „Als ich 1978 in der Lehre war, gab es fast auf jedem Betrieb noch Kühe. Das ist die Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft“, so Frickenhaus.