Landwirtschaft in Kempen Auf der Kempener Platte beginnt die Erntezeit
Kempen. · Auf den Feldern rund um Kempen sind die Landwirte aktiv. Die Ernte hat begonnen. Zuerst werden Gerste und Weizen eingefahren. Die Mähdrescher sind im Einsatz.
Zwei Dinge sind es derzeit, die das Leben auf den Feldern der Kempener Platte prägen. Zum einen liegen überall dicke Bewässerungsschläuche aus, und zum anderen fahren die Mähdrescher der Lohnunternehmen über die Getreidefelder. „Mit der Gerste sind die ersten Kulturen reif. Ihr folgt der Weizen“, sagt der Kempener Landwirt Heinz-Wilhelm Tölkes.
Vor dem Hintergrund der teuren Erntemaschinen hat heute kaum noch ein Landwirt einen eigenen Mähdrescher. Stattdessen werden Lohnunternehmen mit ihren Großgeräten beauftragt, die die Ernte einfahren sollen. Das wiederum bedeutet, dass die Landwirte genaue Zeitfenster erhalten, wann die Maschinen bei ihnen zum Einsatz kommen. Da gleichzeitig viele Felder in der Region geerntet werden müssen, arbeiten die Lohnunternehmen bis spät in den Abend hinein. „Wir hoffen auf das Verständnis der Bürger, wenn die regionale Ernte ansteht und es etwas lauter wird. Auf den Wirtschaftswegen und Straßen sind zudem mehr Traktoren mit Anhängern unterwegs. Schließlich muss die Ernte zu den Lagern transportiert werden“, sagt Tölkes.
Der zweite Grasschnitt steht ebenso an. Wobei dieser aufgrund des fehlenden Regens weniger ertragreich ausfällt als in normalen Jahren mit Durchschnittsniederschlagswerten. Nur mit viel Beregnung können vernünftige Ergebnisse erzielt werden.
Erbsen-Ernte muss
auf den Punkt erfolgen
Die Frühkartoffeln werden weiter fleißig gerodet, und der erste Spitzkohl sowie die Erbsen stehen kurz vor der Ernte. Diese werden „just in time“ geerntet. Die Erbsen gehen direkt auf Lkw, die sie in die Fabriken fahren, wo sie sofort in die Tiefkühlung gehen. „In diesem Bereich wird auch oft nachts geerntet, damit die Fabriken die Erbsen morgens früh vor Ort haben“, erklärt Tölkes. Erfolgt die Erbsen-Ernte nicht auf den Punkt, werden die Erbsen zu trocken und sind nicht mehr für den Froster zu gebrauchen. Sie werden dann gedroschen und als Schweinefutter verarbeitet. Wenn die ersten Kulturen geerntet sind, schließen sich die so genannten Nachkulturen an. Bei den Erbsen können es unter anderem die Buschbohnen sein.
Ansonsten müssen die Landwirte Wildwuchs aus den Kulturen entfernen, damit die Pflanzen von den unerwünschten Wildkräutern nicht überwuchert werden und sie den Nutzpflanzen wichtige Nährstoffe, Wasser und Licht entziehen. Teilweise ist dabei Handarbeit mit der Schuffel gefragt. „Das gilt insbesondere für den Kohl. Handarbeit oder mechanisches Hacken sind immer noch klassische Vorgehensweisen, die wohl drei- bis viermal wiederholt werden müssen. Durch Regen und Sonne können immer wieder Unkrautsamen keimen. Herbizide haben zwar einen höheren Wirkungsgrad, verzögern aber auch ein wenig das Wachstum der Kultur an sich“, sagt Carolin Schleupen, die genau über das Thema ihre Abschlussarbeit fürs landwirtschaftliche Studium geschrieben hat.
Mit einer Handspritze
die Unkräuter betupfen
Beim Spritzen muss in der Regel ein- bis zweimal über eine Kultur gefahren werden. Beim Hacken gilt: Die Hackbreite entspricht der Pflanzbreite. Es besteht auch die Möglichkeit, mit einer kleinen Handspritze, Selector genannt, über das Feld zu gehen und zielgerichtet Unkräuter zu betupfen. „Man gibt zusätzlich einen roten Farbstoff hinein, um zu sehen, wo man schon war. Der Trieb muss dabei genau getroffen werden, um die gesamte Pflanze abzutöten“, erläutert Carolin Schleupen. Vor dem Hintergrund, dass weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, gewinnt das Hacken zunehmend an Bedeutung. „Wir nähern uns heute einem Punkt, an dem unsere Eltern vor 50 Jahren schon mal waren“, sagt Heinz-Wilhelm Tölkes. Das bedeutet im Bereich des mechanischen Hackens höhere Kosten für Maschinen und Kraftstoff. Die Flächenleistung ist deutlich geringer, die Arbeit dauert länger. Mechanisches Hacken ist zudem wetterabhängig. Die Unkräuter müssen nach der Entfernung auf der Fläche vertrocknen, das heißt, es muss sonnig sein. Bei erneutem Regen wachsen sie weiter und müssen erneut bearbeitet werden. Aufgrund ihres Wachstums haben die Kulturen derzeit einen hohen Nährstoffverbrauch. Sie ziehen den Stickstoff aus dem Boden, der so nicht ins Grundwasser ausgespült werden kann. Einige der Kulturen benötigen zudem etwas zusätzlichen Dünger. „Bei Bedarf wird entsprechend zielgerichtet nachgedüngt“, sagt Schleupen. Aufgrund des trockenen Wetters spielt die Bewässerung der Kulturen nach wie vor eine große Rolle. Die riesigen Schlauchwagen, kilometerlange Schläuche und die Dieselmotoren, müssen bewegt werden.