Kempen: Nadia Khalaf für die Kreis Awo „Werte werden noch gelebt“
Kempen · Nadia Khalaf ist die neue Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Viersen.
„Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Hilfe zur Selbsthilfe“, zählt Nadia Khalaf die Leitsätze der Arbeiterwohlfahrt (Awo) auf. Die 55-Jährige fühlt sich diesen auch heute noch verpflichtet, wie sie im WZ-Gespräch sagt. Sie ist seit diesem Monat Kreisgeschäftsführerin und hat damit die Nachfolge von Bernd Bedronka angetreten.
In Mülheim an der Ruhr geboren und immer noch dort wohnend, fühlt sie sich im Ruhrpott wohl. Zumal sie auch in Essen ihr Erziehungswissenschaftsstudium abgeschlossen hat. „Schon während meiner Studienzeit habe ich beim Arbeiter Samariterbund (ASB) mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet“, sagt die Diplom-Pädagogin. Nach ihrem Abschluss hat sie im Essener Norden ein Jugendfreizeitzentrum des dortigen Awo-Kreisverbandes geleitet. Da war sie beim Bezirksjugendwerk angestellt und hat dort „alles gemacht außer Verwaltung“. Darunter sei auch ein integratives Projekt gewesen.
Der nächste Schritt sei dann der in die Geschäftsführung des Jugendverbandes. Dort habe sie auch Bedronka kennengelernt. Der Bezirksverband ist der Dachverband für 16 Kreisverbände, erklärt Khalaf. „Dadurch hatte ich enge Kontakte zu den Kreisverbänden.“ Ziel es es gewesen, Jugendwerke aufzubauen, die nach den 1970er und 80er Jahren stark eingebrochen seien. Im Kreis Viersen sei dies jedoch gelungen. In den Jugendwerken würden sich junge Menschen zwischen sechs und 30 Jahren engagieren, Projekte anstoßen, die völlig unterschiedlich sein könnten. Wie beispielsweise Tanzgruppen, Arbeiten mit Flüchtlingen oder Freizeiten. Das ehrenamtliche Engagement der jungen Menschen sei in der Regel politisch motiviert und dem demokratischen Sozialismus nahe.
„Mit 30 Jahren war es Zeit, in den Schoß der Awo zu wechseln“, sagt Nadia Khalaf. 30 sei auch die Altersgrenze, bei der man beim Jugendwerk mitmachen könne. Das gelte zwar nicht für die Hauptamtlichen, aber frischer Wind könne ja nicht schaden und ein Wechsel nach 18,5 Jahren auch nicht. Zwei Jahre im Kreisverband Leverkusen als stellvertretende Geschäftsführerin folgten. „Dann kam vor eineinhalb Jahren das Angebot aus Viersen für die Stellvertretung. Und ich habe nicht lange überlegt.“
Die neue Aufgabe im
Kreis Viersen hat Khalaf „gereizt“
Die Aufgabe habe sie gereizt. Nicht nur, weil die anfangs genannten Leitsätze und Werte „ein wichtiger Part für mich sind“, sondern weil „der Kreis Viersen noch das lebt, wie es früher in den Idealverbänden war“. So gebe es im Kreis Viersen zehn Ortsverbände und 1500 Mitglieder. Sicher seien in den Ortsverbänden überwiegend ältere Menschen, sagt sie, die sich in den Begegnungsstätten träfen. „Unsere Zielgruppe sind die 30- bis 50-Jährigen und die sind insgesamt unterrepräsentiert.“ Das habe viel damit zu tun, dass die Jüngeren mit anderen Dingen ihres Lebens beschäftigt seien, dass die Strukturen vor Ort eine Mitarbeit nicht so attraktiv machten. Und es würde auch die in den Jugendwerken betriebene sozial-politische Arbeit vermisst. Doch diese Punkte würden nicht generell gelten. Es gebe Ortsverbände, in denen dies nicht der Fall sei.
Sie selbst ist als Kreis-Geschäftsführerin mit 235 Mitarbeitern „für alles und nichts zuständig“, meint sie lachend. Jetzt würde auch Verwaltung zu ihren Ausgaben gehören. Wobei sie für bestimmte Bereiche natürlich auch Mitarbeiter habe. Dabei muss sie auch die vielen Projekte, die die Awo im Kreis anbietet im Blick haben. Dazu gehören diverse Kindertagesstätten, 8 bis 1-Betreungen an den Schulen, vier Offene Ganztagsschulen, zwei Wohnheime für psychisch traumatisierte Menschen, betreutes Wohnen, Schulden- und Insolvenzberatung, ambulante Pflege sowie Kontakt- und Beratungsstellen. Den meisten Spaß machen ihr neue Projekte und die Verwirklichung von Ideen. Und: „Die Erweiterung, beziehungsweise neue Arbeitsfelder, in denen die Awo etwas bewegen kann.“ Dass dafür im Kreis Viersen die Voraussetzungen gut sind, da ist sie sich sicher. Denn: „Nachdem ich lange im Ruhrgebiet gearbeitet habe, habe ich hier den Eindruck, dass die Gespräche und Verhandlungen mit den Jugendämtern und Stadtverwaltungen einfacher sind. Man sucht immer eine gemeinsame Lösung.“