Leserbrief Karl Hensel äußert sich zur „Causa Dellmans“
Der ehemalige Bürgermeister von Kempen schreibt einen Leserbrief zum Fehlverhalten des Bürgermeisterkandidaten.
Zu: Berichterstattung zum Fehlverhalten des Bürgermeisterkandidaten Christoph Dellmans
„Ich wollte mich aus der Sache eigentlich heraushalten, sehe mich aber jetzt gezwungen, mich doch zu äußern, nachdem in der Lokalausgabe von Dienstag mir wie auch Herrn Rübo unterstellt wurde, „dass aus Gefälligkeit dem Karnevalsverein gegenüber häufiger Geld aus der Stadtkasse entnommen worden sein könnte“ (wörtliches Zitat). Wir beide sind Ehrenleutnante der Prinzengarde. Dass eine Zugehörigkeit zu einem Verein, Verwandtschaften, Bekanntschaften, Freundschaften usw. keinen Einfluss auf dienstliches Handeln haben dürfen, war für mich und ist sicherlich auch für Herrn Rübo ein ehernes Gesetz. Ich muss mich daher entschieden gegen diesen Vorwurf verwahren.
Dass Herr Dellmans städtisches Geld für Miete und Kaution eines Karnevalswagens der Prinzengarde verausgabt und damit eklatant gesetzliche Regeln verletzt hat, ist eine nicht hinnehmbare Eigenmächtigkeit. Es fragt sich, wie das angesichts des bei der Stadt praktizierten Vier-Augen-Prinzips durchgehen konnte. Für mich lässt sich das nur erklären, dass die Verwendung der angeforderten Mittel nicht ordnungsgemäß deklariert worden ist.
Schwerwiegender als dieser Verstoß wiegt für mich aber der Umstand, dass er die Mittel für Kaution und von der Prinzengarde rückerstattete Miete erst an die Stadtkasse rückgeführt hat, als das Rechnungsprüfungsamt mehr oder weniger zufällig auf den Vorgang gestoßen war. Dass es sich um einen wiederholten Vorgang handelt, wobei zwischen dem ersten und dem zweiten Fall drei Jahre (!) liegen, gibt zu Denken.
Seine Rechtfertigung, im täglichen Arbeitsstress die Geldumschläge aus den Augen und die Rückführung der nicht unerheblichen Beträge vergessen zu haben, ist wenig überzeugend angesichts des Umstandes, dass die Stadtkasse auf der gleichen Etage einige Räume weiter untergebracht ist und der Vorgang ohne merklichen zeitlichen Aufwand sofort hätte erledigt werden können. Auch Herrn Rübo als seinen Dienstherrn hat diese Entschuldigung offenbar nicht überzeugt, wenn in der Abmahnung formuliert ist, dass er „sein Vertrauen in die Zuverlässigkeit“ von Herrn Dellmans verletzt sehe. (Zitat Text WZ) Statt abgemahnt hätte Herr Dellmans auch fristlos entlassen werden können. In der Wirtschaft wäre das wohl keine Frage gewesen.
Es ist die persönliche Entscheidung von Herrn Dellmans, sich jetzt um das Spitzenamt des Bürgermeisters unserer Stadt zu bewerben. Personen, die ein solches politisches Amt anstreben, sollten allerdings Kompetenz, Unbescholtenheit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen verkörpern, mit anderen Worten: Vorbildfunktion haben. Diese sehe ich allein schon aufgrund der Vorfälle nicht mehr gegeben. Mehr als 15 Jahre war Herr Dellmans mein Mitarbeiter, sodass ich mir ein Urteil bilden kann. Wenn er schon in seinem begrenzten Aufgabenbereich die Dinge nicht auf die Reihe bekommt, wie will er das als Bürgermeister angesichts der aufgelaufenen Probleme bewerkstelligen.
Im Übrigen ist mir unverständlich, warum Parteien, die ansonsten besonderen Wert auf „political correctness“ legen, in vollem Wissen um den Sachverhalt ihn als Kandidaten nominieren können.“
Karl Hensel, ehem. Bürgermeister von Kempen