Programm im Freilichtmuseum Grefrath Kinder lernen die Bedeutung von Nachhaltigkeit

Grefrath. · Brotbeutel herstellen, Samenbomben bauen, dem Bäcker über die Schulter schauen. In kleiner Runde ist das Sommerferienprogramm des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath unter dem Titel „Nachhaltigkeit – kinderleicht“ angelaufen.

Museumsmitarbeiterin Dominique Walraevens (links) erzählt den Kindern über den Baum als Lebensraum für Tiere.

Foto: Wolfgang Kaiser

Angelina und Julian sind ganz aufgeregt. „Ich glaube, das ist der richtige Baum“, meint Angelina und vergleicht das laminierte Blatt in ihrer Hand aufmerksam mit den Blättern des Baumes, der neben dem kleinen Bächlein vor der Dorenburg steht. Julian ist nicht weniger akribisch. Beide sehen sich an, dann schauen sie zu Anna Matussek. „Das ist unser Baum“, lautet ihre Meinung. Die Praktikantin vom Niederrheinischen Freilichtmuseum nickt. „Das ist richtig. Kennt ihr den Baum auch?“, möchte sie von der siebenköpfigen Kinderschar wissen, die um sie herumsteht. Kopfschütteln bei den Sechs- bis Zehnjährigen. Die Weide ist allen nicht bekannt.

Das ändert sich aber in den nächsten Minuten. Anna Matussek informiert nicht nur über die Baumart, sondern auch darüber, wie eine Weide genutzt werden kann. Mit Erstaunen erfahren die Kinder, dass aus der Rinde eine Medizin hergestellt wird und der Baum das Ausgangsmaterial für das Flechten von Körben und Zäunen bietet. Dann geht es weiter auf Baumsuche im Museumsgelände. Jedes Kind hat ein laminiertes Blatt erhalten. Die Aufgabe lautet, die dazu passenden Bäume zu finden.

Gruppen wurden wegen
der Pandemie verkleinert

Im Freilichtmuseum ist das Sommerferienprogramm angelaufen, und das steht in diesem Jahr unter dem Titel „Nachhaltigkeit – kinderleicht“. Was bedeutet der Begriff eigentlich, und wie sah es früher mit der Nachhaltigkeit aus? „Normalerweise hätten wir das Programm mit einer größeren Kindergruppe durchgeführt, aber aufgrund von Corona haben wir die Gruppen in den jeweiligen Wochen stark verkleinert“, sagt Lena Heerdmann, die wissenschaftliche Volontärin des Freilichtmuseums.

Die Kindergruppe sowie ihre drei Betreuerinnen, zu denen auch Kuratorin Dominique Walraevens gehört, sind inzwischen bei der Kastanie angekommen. Den Unterschied zwischen Ess- und Rosskastanie, der Baum als Lebensraum und Nahrungsquelle für die unterschiedlichen Tiere, seine Nutzungsmöglichkeiten für den Menschen – die Kinder hören den Ausführungen interessiert zu.

Dann gibt es eine Exkursion zum Backhaus. Mitarbeiter Peter Hormann heizt dort den Ofen an. „Wenn ihr zu Hause backt, stellt ihr den Ofen auf die gewünschte Temperatur ein, und los geht es. Hier müssen wir erst einmal anheizen“, erklärt Hormann, der den Ofen mit Buchenholz befüllt.

Er berichtet davon, wie früher einmal in der Woche gebacken wurde. Mal eben in einen Laden zu gehen und ein frisches Brot zu kaufen, das gab es nicht. Alles wurde im eigenen Backofen oder in dem örtlichen Gemeinschaftsbackofen gebacken. „Es wurde auf Vorrat gebacken. Dass man am Schluss hartes Brot aß, war normal. Es war nichts verpackt oder eingeschweißt, wie man Brot heute kennt“, sagt Hormann, und damit ist die ganze Gruppe wieder beim Thema Nachhaltigkeit angelangt.

Dass die Menschen früher ihre Lebensmittel aus Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Milch selber herstellten und es dadurch unter anderem zu keinem Verpackungsmüll kam, ist „nachhaltig“, wie es Felix richtig kommentiert. Wie Nachhaltigkeit noch aussehen kann, lernen alle Kinder beim Samenbomben bauen kennen. Mit Wildblumenwiesen schafft man Lebensraum für Insekten, was ebenfalls nachhaltig ist.

Doch zuvor steht der Bauspaß an: Aus einem Paket Tonerde, einem Eimer mit Erde, Wasser sowie dem Bienen- und Hummelmagneten, wie die Wildblumenmischung heißt, entsteht bei jedem der jungen Teilnehmer in einer Keramikschüssel eine ganz spezielle Mischung. Kinder vermengen die einzelnen Komponenten mit sichtlicher Begeisterung, um danach Kugeln zu formen. Mitnehmen ist allerdings noch nicht möglich. Die Kugeln müssen über Nacht trocknen, bevor sie irgendwo im Garten für eine bunte Blumenvielfalt und damit für Nachhaltigkeit sorgen.

Eins wird den Kindern in dieser Woche mit ihren verschiedenen Aktionen zum Thema klar: Die Menschen haben früher viel mehr von Nachhaltigkeit verstanden, als es heute der Fall ist. Aber nichtsdestotrotz kann man mit vielen Kleinigkeiten auch im heutigen Alltag jede Menge Nachhaltigkeit bewirken.