Disziplinierte Bürger in Kempen und den Nachbarstädten Maskenpflicht: Händler ziehen ein positives Fazit
Kempen. · Seit Monaten leben die Bürger mit den Corona-Schutzvorgaben. Die Mund-Nasen-Bedeckung gehört inzwischen zum Alltag. Doch nicht immer gestaltet sich die Einhaltung der Hygienevorschriften ganz einfach.
Die Corona-Pandemie prägt den Alltag, egal ob beim Einkaufen, beim Besuch im Restaurant oder in einer öffentlichen Einrichtung. Schilder an Eingangstüren weisen darauf hin: Es wird darum gebeten, sich an den vorgeschriebenen Abstand von 1,50 Meter zu halten und eine Mund-Nasen-Abdeckung zu tragen.
Vielfach wird zudem an einfache Hygieneregeln wie die Hust- und Niesetikette erinnert, oder es gibt den Hinweis auf ein Desinfektionsmittel im Eingangsbereich. Es scheint, als würden sich die meisten Menschen danach richten, zumindest, was die Abdeckung angeht.
Notfallmasken liegen
hinter der Ladentheke
„Es sind nur sehr wenige Kunden, die sich nicht daran halten. Ich würde sagen, bei 95 Prozent unserer Kunden läuft es hervorragend. Es kommt wirklich selten vor, dass jemand durch die Eingangstür treten möchte, der keine Mund-Nasen-Abdeckung trägt. Das ist aber keine böse Absicht, sondern rein ein Vergessen“, sagt Jennifer Ix vom gleichnamigen Optikgeschäft in Anrath. Tritt ein solcher Fall ein, gibt es eine freundliche Erinnerung, die, wie es Ix beschreibt, die Kunden sofort in die Tasche greifen lässt, in der sich ein entsprechender Schutz befindet. Das kann auch Stefan Robben vom gleichnamigen Herrenausstattungsgeschäft in St. Tönis bestätigen. „Spätestens in dem Moment, wenn ein Kunde, der ohne Maske in mein Ladenlokal eintritt, mich mit der Maske sieht, kommt ein ,Oh, das habe ich ganz vergessen’. Dem folgt sofort das Aufsetzen der Abdeckung“, sagt Robben. Sollte jemand doch einmal seine Maske vergessen haben, greift Robben hinter die Ladentheke, wo er Notfallmasken für seine Kunden liegen hat.
Mit dem Abstandhalten könne es samstags aber schon mal schwierig werden, sagt Robben. Vier Kunden dürfen sein Ladenlokal gleichzeitig betreten. Wenn die Innenstadt an den Samstagen voller ist und jemand draußen an den Außenständern ein Bekleidungsstück entdeckt hat, das er sofort ohne Anprobe mitnehmen und bezahlen möchte, kann es vorkommen, dass die Ladentür mit dem Satz „Ich will nur schnell bezahlen“ geöffnet wird, selbst wenn schon vier Kunden vor Ort sind. In diesem Moment interessiert das Schild mit dem Hinweis „Vier Kunden“ nicht mehr.
„Wenn man mit den Kunden über das Thema spricht, merkt man, dass niemand begeistert ist, aber eigentlich zeigen alle Verständnis“, lobt Robben seine Kunden. Lob spricht auch der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen aus. wenn er an die Besucher der Stadtbibliothek denkt. „Alles geht entspannt zu. Wer ohne Abdeckung eintreten möchte, braucht nur eine kurze freundliche Erinnerung, und Sekunden später sitzt der Mund-Nasen-Schutz an Ort und Stelle“, sagt Goßen. Mit dem Abstand ist es in der Bibliothek aufgrund der vielen Laufwege ebenfalls kein Problem.
Ladenlokal ist für den Publikumsverkehr geschlossen
Christiane Beckers von Schreibwaren Rolf Beckers in Kempen spricht von disziplinierten Kunden. „Ab und zu muss man jemanden beim Eintreten an den Mundschutz erinnern. Derjenige geht dann kurz raus, setzt die Abdeckung auf und kommt wieder rein. Und wer ihn wirklich einmal vergessen hat, der zieht einen Schal oder ein T-Shirt über die Nase“, berichtet sie. Auf den Abstand würden die Kunden generell gut achten, fügt Beckers hinzu.
Mit Abstand und Mundschutz hat Karl Gross von der Grefrather Buchhandlung keine Probleme. Er hat sein Ladenlokal nämlich für den Publikumsverkehr geschlossen und verkauft durch ein Fenster. „Das versteht nicht jeder. Einige waren erst befremdet, aber mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass es funktioniert. Der Kunde äußert seine Wünsche, und wir stellen die entsprechenden Bücher im Fenster vor“, sagt Gross. Der Abstand ist so automatisch gewahrt. Kunden, die mit Mundschutz an das Fenster herantreten, werden indes auch von der anderen Seite mit einem solchen begrüßt. Ein Muss ist die Maske allerdings nicht, da genügend Abstand vorhanden ist.
Etwas anders sieht es in der Gastronomie aus. Nicht jeder Kunde sieht die Notwendigkeit ein, sich schon am Eingang in eine Liste zwecks Rückverfolgung eintragen zu müssen. „Wir müssen unsere Gäste immer mal wieder daran erinnern, dass auch der Gang zum Tisch oder zur Toilette nur mit Mundschutz möglich ist. Es ist nicht immer einfach“, sagt ein Kempener Gastronom, der ungenannt bleiben möchte. Gerade Urlaubsrückkehrer würden sich über die Maskenpflicht beschweren, wenn sie in einem Land Urlaub gemacht haben, in dem diese Pflicht in den Restaurants nicht besteht.