Denkmalschutz in Lintorf: Schatz oder nur Klotz am Bein?

Das „Haus Merks“ zählt zu den ältesten Gebäuden Lintorfs. Erben wollen es abreißen lassen.

<strong>Lintorf. Für die Denkmalschützer ist es ein wahrer Schatz, der unbedingt erhalten bleiben muss, für die Eigentümer ist es ein Klotz am Bein, den sie am liebsten loswerden möchten. Am "Haus Merks" scheiden sich die Geister. Das dunkelrot gestrichene Häuschen mit der Hausnummer 10 geht zwischen den großen Wohn- und Geschäftshäusern an der Speestraße fast unter. Seit rund eineinhalb Jahren steht es leer, nachdem die letzte Mieterin verstorben ist. Die Erbengemeinschaft möchte sich von dem Gebäude trennen, mehrere Investoren haben sich bereits für das Grundstück in bester Lage - mitten auf Lintorfs Einkaufsmeile - interessiert. Doch seit Januar dieses Jahres wurde "Haus Merks" auf Antrag des Landeskonservators unter Denkmalschutz gestellt.

"Haus Merks" ist das Stammhaus der in Lintorf alteingesessenen Familie Steingen. Es wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Martin Steingen errichtet. "Es handelt sich um ein Wohnstallhaus, das ursprünglich in Fachwerkbauweise gebaut wurde und im 19. Jahrhundert teilweise durch Ziegelaußenwände ergänzt worden ist", beschreibt Denkmalschützerin Anna-Maria Voss.

Das Gebäude sei nicht nur ein typisches und mittlerweile sehr seltenes Beispiel für die in Lintorf ehemals vorherrschende Bebauung, es zählt zudem zu den ältesten dieser Art. Es sei "ein unverzichtbares Objekt im städtebaulichen Kontext Lintorfs".

Seine besonderen Schätze schlummern vor allem im Inneren des Hauses: Die Raumanordnung sei unverändert erhalten, ebenso Teile der Innenausstattung wie die Holztreppe ins Dachgeschoss, die Vertäfelung des Flures mit historischer Bemalung, ein Flurschrank, umputzte Deckenbalken, historische Türblätter und Fensterrahmen.

Wegen der historischen Bedeutung wurde der Abbruchantrag "sehr genau geprüft" - und abgelehnt. Die Untere Denkmal behörde hat ein Sanierungsgutachten beauftragt, das Kosten und Nutzungsmöglichkeiten untersucht, und die Sanierungskosten wurden in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung auf Zumutbarkeit geprüft. Ergebnis: Mit einem Denkmalzuschuss sei eine Unzumutbarkeit nicht gegeben.

Trotz knapper Kasse will das Land einen fünfstelligen Zuschuss locker machen, auch die Stadt sei grundsätzlich bereit, einen weiteren Denkmalzuschuss bereit zu stellen, erklärte Voss. "Man sieht, dass auch dem Land dieses Häuschen sehr wichtig ist."

Die Denkmalschützerin könnte sich neben der Nutzung als Wohnhaus auch eine als Heimatmuseum oder Kulturcafé vorstellen. Auch der Verein Lintorfer Heimatfreunde fände es jammerschade, wenn "Haus Merks" von der Bildfläche verschwände. "Es ist das letzte Haus seiner Art" betonte Vorsitzender Manfred Buer. Ein Heimatmuseum wäre traumhaft, sei aber für den Verein nicht zu stemmen - vielleicht von einer Stiftung?