Neviges Die Klänge des Euphoniums verzaubern die Zuhörer im Dom

Neviges · Konzert für Euphonium und Orgel in der Reihe „Kathedralklänge“.

Im Rahmen der Kathedralklänge spielten Christian Becher am Euphonium und Patrick Kampf an der Orgel des Mariendoms.

Foto: Ulrich Bangert

. Ruhig und sanft klingen die ersten Töne der „Rhapsody for Euphonium“ durch die Wallfahrtskirche, schweben durch den Raum. Genauso behutsam setzt wenig später die Orgel ein. Der meditative Charakter der Eröffnung erinnert unwillkürlich an die Musik von „Pharus“, die virtuelle Wallfahrt aus Klängen, Bildern und Licht, die im November das 50. Jubiläum des Mariendoms beschloss. Langsam nehmen die Klänge an Fahrt auf, füllen zunehmend das Volumen des Kirchenraumes. Das Euphonium dominiert nun, wird drängender, während die Orgel mit harmonischem, weicherem Klang begleitet: Das von James Curnow komponierte Stück ist der perfekte Einstieg in ein bemerkenswertes Programm.

Euphonium – das Wort entstammt dem Griechischen und bedeutet Wohlklang, erläutert Bruder Dietmar Brüggemann, Leiter der Wallfahrtsseelsorge zur Einleitung. Christian Becher ist ein Meister auf dem Instrument, das zwischen Posaune und Tuba angesiedelt ist. Er spielt das auch vom Gewicht her schwere Blasinstrument seit Kindestagen, hatte aber bereits sechs Jahre als Finanzbeamter gearbeitet, bevor er mit dem Musikstudium den Sprung ins kalte Wasser und damit einen beruflichen Neuanfang wagte. Seit 2014 arbeitet er als Lehrer für Musik und Sozialwissenschaften an der erzbischöflichen St.-Anna-Schule in Wuppertal. Mit seiner Improvisation „multiphonics“, einer Eigenkomposition, demonstriert der 37-Jährige die Bandbreite der Möglichkeiten, die fast fünf Oktaven umfasst – angefangen bei den tiefsten Tönen, die an ein Schiffsnebelhorn erinnern, über ein Alphorn bis hinauf zu trompetenartigen Klängen.

Kirchenmusiker gibt Einblick
in die Fähigkeiten der Orgel

Zuvor hat Becher mit Patrick Kampf an der Orgel eine schöne Interpretation des bekannten „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach präsentiert. Der Organist (32), studierter Kirchenmusiker und unter anderem in St. Antonius in Barmen tätig, gibt zudem mit mehreren Sätzen der „Suite de premier ton“ von Louis-Nicolas Clérambault einen kleinen Einblick in die großartigen Fähigkeiten der Orgel.

Gewaltig klingt ihr Spiel bis in die letzten Winkel des Betonzeltes - dabei reizt Patrick Kampf die Möglichkeiten des Pfeifeninstruments nicht annähernd aus. Ganz anders „Hochmoor III“, die musikalische Beschreibung einer frühmorgendlichen Wanderung in einem Schwarzwälder Hochmoor von Martin Brenne. Ein weiteres Stück von Bach und die „Suite gothique“ von Leon Boëllmann runden das Programm ab.

Langanhaltender Applaus ist der Dank der Zuhörer für das außergewöhnliche Konzert, das die beiden Musiker mit „Dannyboy“ als Zugabe beenden. „Sehr, sehr schön““, zeigt sich Angelika Spörkel beeindruckt. Die Velberterin, als Vorsitzende des Essener Projektchores vom Fach, findet das Zusammenspiel von Euphonium und Orgel außerordentlich gelungen. Einziger Wermutstropfen ist die geringe Zahl der Besucher, die nicht einmal die 50 erreicht: „Dieses Konzert hätte viel mehr Zuhörer verdient“, so Spörkel.