Die Liebe zur Vinyl-Schallplatte kennt keine Altersgrenzen
Im Alldiekunst-Haus trafen sich Fans der Tonträger zum Austausch.
Langenberg. „Es darf ruhig ein bisschen knistern“, räumt Marcus Schmieder ein. Der 45-Jährige, der früher einmal das Erlebnislokal „Limboo“ in Schwelm betrieb und dort als DJ die Platten auflegte, ist ein Fan der Tonträger aus Vinyl geblieben. Als er nach Langenberg zog, entdeckte er dort das Alldiekunst-Haus. An jedem dritten Freitag im Monat findet dort an der Wiemerstraße 3 der Vinylabend statt, bei dem die Besucher ihre eigenen Platten mitbringen und beim gemeinsamen Hören ins Fachsimpeln geraten.
Bevor die ersten Plattenkenner kommen, stimmt Marcus Schmieder die übrigen Gäste mit Raritäten aus seinem Schatzkoffer auf einen nostalgischen Abend ein. „Das Spektrum ist weit gefächert. Ich höre besonders gerne ,Sisters of Mercy’, ,Kraftwerk’ oder auch ,The Doors’ — eben alles, was gut ist“, und meint damit, dass ihm keine deutschen Schlager auf die Drehscheibe kommen. „Ja gut, Udo Lindenberg höre ich, auch Marius Müller-Westernhagen, aber eben auch nicht alles.“
Weit mehr als 800 Langspielplatten hat der Musikliebhaber gesammelt. Seine Leidenschaft hat sich auf seine Tochter Elektra übertragen: „Ich höre gerne Platten, weil Papa so eine große Auswahl hat.“ Ihre Lieblingsscheibe ist „Black Betty“ der amerikanischen Rockband „Ram Jam“. Für seltene Platten in tadellosem Zustand zahlen echte Fans schon mal mehrere hundert Euro, die Grenze ist nach oben offen: „Für eine der ersten Rolling-Stones-Platten kann man sich einen Mittelklassewagen kaufen“, so Schmieder.
Er ist immer ganz gespannt darauf ist, was die Besucher mitbringen. Heinz-Dieter Dokter kommt zum dritten Mal und zieht eine Platte von Supertramp aus der Tasche. „Da waren wir noch jung, es war die Zeit des ersten Kuss, mit Schallplatten sind wir groß geworden“, erinnert sich der Wülfrather, der seine ersten Tonträger aus Vinyl bei Schallowetz in Velbert und bei Karstadt erworben hatte. „In letzter Zeit sind gute Plattenspieler rausgekommen, da bleibt man doch gerne dabei.“
Hinzu kommen die Bewegungen, oder besser die Rituale, die man vollziehen muss, damit was aus den Lautsprechern kommt. „Ich liebe es, wenn die Nadel mit Gefühl aufgelegt wird.“ Einige Besucher, die am Freitag vorbeikamen, mögen zwar die Rockmusik aus den vergangenen 40 bis 50 Jahren, wissen aber die Vorteile der digitalen CD-Technik zu schätzen. „Ich höre eigentlich nur CDs, das ist viel bequemer“, räumt Robert Zapf ein. „Manchmal sind Lieder dabei, die man nicht mag, die kann ich einfach wegklicken.“