Keine Angst vor dem Gaspedal
Beim Proberennen des Motorsportclubs entdecken Kinder ihre Vorliebe für die Geschwindigkeit.
Neviges. Selten hören Kinder so aufmerksam einem Erwachsenen zu, wie wenn sie im Kart sitzen und ein letztes Mal vor dem Starten eingewiesen werden. Jugendwart Thorben Daum hält das tiefliegende Fahrzeug fest, lässt die Kinder noch einmal auf Gas und Bremse treten, dann dürfen sie abzischen. Für die jungen Fahrer ein adrenalingeladener Moment — auch wenn die Karts gerade einmal mit bis zu 6,5 PS unterwegs sind.
Traditionell baut der Motorsportclub Neviges/Tönisheide in den Sommerferien seinen Slalomparcours auf dem Schulhof am Waldschlößchen auf und lässt Neulinge und Fortgeschrittene das Gaspedal durchdrücken. Das machen die Kinder gerne. Auch dieses Mal sind wieder knapp 50 Jungen und Mädchen am Start.
„Vor drei Jahren ist einmal einer im Zaun gelandet“, berichtet Daum. Zu Schaden sei dabei nur der Zaun gekommen. Mittlerweile sind die Karts gedrosselt, wobei Fahrfehler auf dem Weg durch die Pylone häufiger sind als reiner Übermut. Manchmal komme es vor, dass gerade unerfahrene Piloten plötzlich Gas und Bremse verwechseln oder auf beide Pedale gleichzeitig treten. Damit die Kinder sehen, wo lang sie fahren müssen, gehen sie vor jedem Start einmal die Strecke ab. Wer erst einmal im tiefen Kart sitzt, verliert schnell mal die Übersicht über die Streckenführung.
Zumal das Fahrgefühl knapp über dem Boden eine subjektiv hohe Geschwindigkeit vortäuscht. „Das war super schnell, aber hat Spaß gemacht“, sagt Harry Bolder (12), nachdem er den Helm vom Kopf gezogen hat. Philipp Daum (13) ist schon ein alter Hase und hat den Parcours in 46 Sekunden gemeistert, während die meisten Nachwuchsfahrer zwischen einer und zwei Minuten brauchen. Dass sein Vater gerade eben noch eine Sekunde schneller war, wurmt ihn: „Ja, das ist schon so ein Wettbewerb bei uns.“
Der Motorsport fasziniert ihn ebenso wie Christopher Dziggel (17). Er durfte, weil er älter als 16 ist, schon den nächsten Schritt wagen: Zeit-Slalom mit dem Auto. Der MSC besitzt einen alten VW Polo, der auf speziellen Parcours, wie etwa auf dem Flughafen in Mönchengladbach zum Einsatz kommt. Dziggel ist davon begeistert: „Man möchte immer besser werden.“
Augenblicklich hat der Verein etwas mehr als 50 Mitglieder, wovon rund zwölf der jungen Fahrer zu Turnieren antreten. Thorben Daum weiß, warum viele junge Leute nach der ersten Begeisterung nicht beim Motorsport bleiben: „Man muss auch viel Zeit mitbringen. Wir trainieren jeden Samstag und am Sonntag sind die Turniere.“ Und die gehen auch schon mal um 8 Uhr los. „Manchmal ist das auch den Eltern zu stressig“, sagt Andrea Czichy, die selbst als Mutter bei den Trainingsvorbereitungen mit anpackt. Sie weiß: „Die müssen eben genauso viel Spaß an der Sache haben wie die Kinder.“