„Die Menschen machen sich wieder gerne auf den Weg“

Die Marienwallfahrt erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Das hat auch mit der Bedeutung des Doms zu tun.

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Vielleicht klingt’s ja ein wenig despektierlich: Sie ist eine ziemliche Übermutter. Gemeint ist Maria, die Mutter Gottes. Deren Anziehungskraft ist ungebrochen, manche sagen sogar, ihre Beliebtheit sei im Steigen begriffen. Wallfahrten sind „in“, weswegen jährlich Tausende zur Mutter Gottes nach Neviges pilgern. Am 1. Mai geht es wieder los.

Bruder Frank, Franziskaner

„Die Menschen machen sich wieder gerne auf den Weg“, bestätigt Franziskanerbruder Frank, der für die Wallfahrt zuständig ist. Er weiß um die Bedeutung für den Ort: „Wir sind die bedeutendste Marienwallfahrt in der Diaspora“, sagt er mit Blick aufs protestantische Umfeld.

Dem Franziskaner ist durchaus bewusst, dass dabei auch das Gebäude des Mariendoms viele Menschen anzieht. „Er ist der wohl wichtigste deutsche Kirchbau nach dem Krieg“, sagt er. Wie auf einem Marktplatz sei die Anordnung im Innenraum der Kirche gestaltet — mit dem Altar als Herzstück. „Und natürlich halten viele Menschen vor der Mariensäule inne“, sagt der Geistliche. Das maximale Fassungsvermögen, das mit 6000 Menschen angegeben wird, hält er dagegen für eine theoretische Größe.

Die Besucher kommen aus allen möglichen Ecken des Planeten. „Es sind sogar Menschen aus den USA und Japan dabei“, berichtet Bruder Frank. Anders als etwa in Kevelaer, wird der Mariendom nicht so häufig von Pilger-Bruderschaften aufgesucht. Aber die gibt’s auch.

Richtig voll wird es, wenn die vier großen Wallfahrten in Neviges eintreffen: Schlesier, Kroaten, Polen und eine Gruppe aus dem westfälischen Dülmen. Aber es gibt auch den monatlichen Sühnegang. Aus Düsseldorf startet die Pilger um Mitternacht, um dann um 6 Uhr die Messe in Neviges zu feiern.

Was zieht die Menschen an? Außer natürlich der Faszination für Maria? „Das ist die Architektur des Doms, aber auch andere Besonderheiten“, sagt Bruder Frank. Etwa, dass der sterbende Josef, begleitet von Maria und Jesus, zu sehen ist. „Das ist ein seltenes Motiv“, erklärt Frank. Er selbst kann sich der Magie der Kirche kaum entziehen. „Morgens, wenn das Licht durch’s Rosenfenster ins Innere fällt, ist der Raum in Rot getaucht“, schwärmt er. „Und wenn später am Tag die Sonne scheint, fällt das Licht durch’s Auferstehungsfenster direkt auf den Altar.“

Aber auch vom Angebot her bemühen die Verantwortlichen, ein schönes Programm auf die Beine zu stellen. So soll die Reihe der Kathedralklänge auf der Orgel fortgesetzt werden. Und: Jeden Tag gibt es Beichtgelegenheit.

Dabei versteht Bruder Frank den Dom und die Wallfahrt aber auch als Gelegenheit für die Mitglieder der Nevigeser Pfarre. „Wir wollen eine eigene Wallfahrt auf die Beine stellen“, sagt er. Losgehen soll’s im nächsten Jahr, derzeit werde das Konzept mit Leben gefüllt. „Als Gemeinde müssen wir uns fragen: ’Was bedeutet uns unsere Kirche vor Ort? Viele Menschen müssen diesen Ort für sich neu entdecken’.“