Die WüRG feiert ihr 25-jähriges Bestehen

Ein Konzert gegen Fremdenhass war 1993 der Startschuss der Musiker, die jedes Jahr tausende Besucher zu ihren Konzerten locken.

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Wülfrath. Rostock-Lichtenhagen, 22. bis 26. August 1992, Rechte setzen eine Asylunterkunft unter dem Beifall von Anwohnern in Brand. Politik und Polizei sind zunächst überfordert. Der bis dahin massivste rassistisch motivierte Übergriff nach dem Zweiten Weltkrieg macht nicht nur die Mehrheit der Deutschen fassungslos. In Wülfrath beschließen 1993 die Musiker von acht Bands, ein Zeichen gegen Fremdenhass zu setzen: Sie laden zum „Rock gegen Rechts“ in die Stadthalle ein, spielen zugunsten der Opfer.

Foto: Ulrich Bangert

Das Solidaritätskonzert ist die Geburtsstunde der Wülfrather Rockmusiker-Gemeinschaft (WüRG). Am 15. Juni 1993 wurde die Musikerinitiative gegründet, aus der am 6. Januar 2004 ein gemeinnütziger Verein erwuchs. Das 25-jährige Bestehen der WüRG wird am Samstag, 11. August, ab 15 Uhr vor dem Clubhaus am Zeittunnel gefeiert. Mit einem Open Air, bei dem vier Live Acts geboten werden.

Foto: WüRG

„Wir wollen uns selbst und für die Wülfrather feiern“, sagt der Vorsitzende Matthias Freund. Und dazu gibt es auch allen Grund: Aus der bunten Truppe, die sich 1993 vorgenommen hatte, statt der bis dahin gewohnten Konzert-„Eintagsfliegen“ bei hohem finanziellen Aufwand in Eigeninitiative mehr und musikalisch vielfältigere Gigs auf die Beine zu stellen, ist schließlich ein Verein geworden, der rund 170 Musikfreunde eint, ohne das jeder ein Musiker sein muss. „Schnell kamen zu den vier Konzerten pro Jahr in der Stadthalle weitere und intimere in Form des monatlichen WüRGer-Clubs in der Stadtschänke hinzu“, erinnert sich Freund, der selber als Musiker der Band „Anonym“ 1997 zur Gemeinschaft fand.

Ein Mann der ersten Stunde ist dagegen Rüdiger Amadeus Frint von den „Hot Springs“. 2002 veranstaltete der Verein sein erstes Open Air. „WüRG im Park“, oder kurz „WiP“, zieht mittlerweile im Zwei-Jahres-Rhythmus über den Tag verteilt bis zu 5000 Fans vor die Bühne auf der Spielwiese im Stadtpark, jüngst am 26. August 2017 mit den Haupt-Acts „My’tallica“ und „Bounce“.

2004 stellte die Stadt den WüRgern das Vereinshaus am Hammerstein zur Verfügung, dass die in Eigenleistung umbauten und instand halten. Dort stehen neben dem Veranstaltungsraum auch drei Probenräume zur Verfügung. 2010 ging dort das erste Freiluft-„Tunnelwummern“ über die Bühne.

Seit der Vereinsgründung steht zudem die musikalische Jugendförderung im Fokus. Erst mit „WüRGshops“, später auch mit Auftrittsmöglichkeiten auf der offenen Bühne im Zuge der Reihen „jetzrocktashaus“ beziehungsweise „Generation WüRG“. 2010 erhielt die WüRG für ihr vorbildliches Engagement im kulturellen Bereich den Ehrenamtspreis des Landes NRW.

Die Musiker sind gerngesehene Gäste bei offiziellen Anlässen, wie dem Stadtempfang oder der Wiedereröffnung des Zeittunnels. Etwas ist anders bei der WüRG, als bei anderen Vereinen: „Wir machen keinen Unterschied zwischen aktiven und passiven Mitgliedern. Es wird kein Beitrag gezahlt, jeder muss und kann sich mit Ideen und als Helfer einbringen. Leute, die Spaß haben an Kultur und Musik sind uns immer willkommen“, sagt Matthias Freund.

Die Altersspanne der WüRGer reiche von etwa fünf bis 80 Jahren. „Es kommt immer wieder Nachwuchs. Unser Know-how und die Angebote strahlen in die Region. Vor allem nach Velbert, Heiligenhaus und auch nach Wuppertal“, sagt Freund. Natürlich stehen auch Kinder von WüRGern inzwischen selbst auf der Bühne. Ein Beispiel dafür ist der Singer und Songwriter Vincent Kuhlen (20), der Sohn von Vera Kuhlen, die die „Gen WüRG“ betreut. Der junge Musiker der leiseren Töne ist das beste Beispiel dafür, dass auch das musikalische Spektrum längst nicht nur aus Rock besteht: „Vom Folk über die spanische Gitarrenmusik bis zum Metal ist gefühlt bei uns heute nahezu jede Sparte vertreten“, so Matthias Freund. Selbst eine Techno- und Hiphop-Club habe es schon gegeben.

Zu seinen persönlichen Highlights gehören neben den Festivals „WüRG im Park“ die zweimalige Teilnahme mit einem großen Wagen am Rohdenhauser Rosenmontagszug. Die Schilderung des Gefährts mit elektrisch betriebener Windmühle, in Anspielung an die Wolkenschloss-Pläne für das Hundertwasser-Hotel am Düsseler Tor, und dem drehbaren Schlagzeug treiben auch Vincent Kuhlen noch ein Lächeln ins Gesicht. „Vinku“, der mit 14 zur WüRG kam, resümiert: „Es hat sich viel getan. Äußerlich ist das an unserem Haus ablesbar und innerlich sind wir alle reifer geworden. Ich gebe jetzt mit meinen Tipps für andere gerne etwas zurück.“