Drehleiter erschüttert Haushalt

Das Technik-Relikt der Feuerwehr ist defekt. Rund 750 000 Euro würde ein neues Fahrzeug kosten. Die Stadt will eine günstigere Lösung.

Foto: Archiv/Lübke

Wülfrath. Im Februar verweigerte die Drehleiter der Wülfrather Feuerwehr endgültig den Dienst. Mitten in einem Übungseinsatz fiel plötzlich die Steuerung aus. Nichts ging mehr. „Da wir gerade Leute oben im Korb gehabt haben, musste eine andere Drehleiter aus der Nachbarstadt kommen, um die Menschen runterzuholen“, berichtet der stellvertretender Stadtbrandmeister Matthias Mausbach von der misslungenen Übung.

So richtig wunderte der Defekt keinen: Die mehr als 20 Jahre alte Drehleiter hatte schon mit früheren Ausfällen nach einer baldigen Pensionierung geschrien. Ohne Drehleiter geht es aber nicht. Das Fahrzeug rückt laut Mausbach bei rund 250 bis 300 der jährlich 400 Einsätze der Wülfrather Wehr mit aus und hat seine wichtigsten Einsätze bei Menschenrettungen aus Gebäuden.

Seit Februar kurven die Freiwilligen mit einem Mietfahrzeug mit Ahrweiler-Kennzeichen durch die Stadt. Doch die Leihkosten sind enorm. Mausbach verrät: „Es müsste sich mittlerweile ein Betrag im fünfstelligen Bereich summiert haben.“

Nun trudelte der Kostenvoranschlag für die kaputte Leiter ein: 53 000 Euro soll laut Kämmerer Rainer Ritsche die Reparatur kosten. Mausbach sagt: „Und dann haben wir bei dem Alter der Technik noch immer keine Garantie, dass das lange gut geht.“ Die Wülfrather Leiter stammt aus der ersten Generation der computergesteuerten Leitern. „Der Hauptcomputer ist vergleichbar mit einem Atari“, scherzt der zweite Brandmeister.

Matthias Mausbach, stellvertretender Stadtbrandmeister, zur veralteten Technik der Drehleiter

750 000 Euro waren bereits für eine neue Leiter eingeplant — allerdings erst für das Jahr 2018. Doch jetzt zieht Kämmerer Ritsche die Notbremse. Im Ordnungsausschuss kündigte er an: „Ich werde einen Nachtragshaushalt in die kommende Ratssitzung einbringen.“ Reparatur und Mietkosten seien nicht mehr wirtschaftlich, daher muss nun doch schnellstmöglich eine Neuanschaffung her.

Allerdings: Eine Viertelmillion Euro wolle der Kämmerer ungern ausgeben. Man werde nach einem Vorführmodell Ausschau halten, das günstiger verkauft wird. Ritsche: „Ich erwarte, dass dann beim Preis eine Sechs vorne steht.“ Vielleicht endet dann schon bald bei der Feuerwehr eine Ära: die 90er Jahre.