Er hält die Mundart am Leben
Friedhelm Kopshoff möchte das Velberter Platt für die Nachwelt festhalten. Für seinen Einsatz bekam er gestern den Rheinlandtaler.
Velbert. Friedhelm Kopshoff würde von sich selbst behaupten, zweisprachig aufgewachsen zu sein — mit Hochdeutsch und Platt. Beide Sprachen kann er heute noch, allerdings sprechen um ihn herum immer weniger Menschen die heimische Mundart. „Das Interesse geht weiter zurück“, sagt Kopshoff. Weil der 87-Jährige trotzdem unermüdlich das Velberter Platt und die lokale Geschichte vor dem Vergessen bewahrt, wurde er gestern im Rathaus mit dem Rheinlandtalers des Landschaftsverbandes für Verdienste um die landschaftliche Kulturpflege ausgezeichnet.
Das Velberter Platt ist über Generationen mündlich verbreitet worden. Kopshoff erinnert sich: „Ich habe das Platt von den Großeltern beigebracht bekommen. In den 30er Jahren haben wir Kinder untereinander auch Platt gesprochen.“ Die Eltern sahen das mit Skepsis, achteten darauf, dass der Nachwuchs oft genug Hochdeutsch sprach, um in der Schule nicht komisch angesehen zu werden. Trotzdem soll es sogar einige wenige Kinder gegeben haben, die bei der Einschulung kein Wort Hochdeutsch sprachen. „Das Platt wurde auch mit Rückständigkeit verbunden“, weiß Kopshoff um die Stigmatisierung der Mundart, die im ländlichen Bereich verbreiteter war als in der Stadt.
Heute spricht wohl kein einziger Schüler mehr den lokalen Dialekt. Die Offers-Kompenei, der Mundartverein, bei dem Kopshoff für Jahre Vorsitzender („Baas“) war, hatte Anstalten gemacht, das zu ändern. Vergebens. „Wir wollten bei den Schulen einen Fuß in die Tür bekommen, aber das hat nicht funktioniert, weil keiner der Lehrer noch Mundart spricht“, berichtet Kopshoff.
Doch zumindest bei der älteren Generation entfachte der Velberter wieder das Feuer fürs Platt. 2005 war die Zahl der Mitglieder bei der Kompenei auf 17 gesunken. Als Kopshoff zusammen mit Maria Dübbers die Leitung übernahm, kamen wieder mehr Leute, so dass heute zwischen 40 und 50 Leute zu den 14-tägigen Treffen kommen. „Wir hatten Lesungen mit 200 Teilnehmern abgehalten, da ließen sich einige Neulinge rekrutieren“, berichtet der Heimatforscher, der auch auf neue Medien setzte, um die Mundart wieder interessanter zu machen, von der erfolgreichen Zeit.
Als er 2010 zurücktrat, widmete er sich vermehrt der Alltagsgeschichte seiner Heimatstadt und publizierte drei Bücher, bei denen er auch eigene Erinnerungen aus der Jugend einfließen ließ, etwa von stadtbekannten Personen wie dem „Kappenwillem“.
„Auf die mündliche Verbreitung können wir heute nicht mehr zählen“, sagt Kopshoff. Deswegen dokumentiere er alles in Buchform. „Sonst geht die Sprache eines Tages verloren.“ Die Anzeichen sind da: Der Altersschnitt bei der Kompenei liegt bei Mitte 80.