Ein besonderes Hörerlebnis in der Stadtkirche

Trotz des vielen Schnees war die Stadtkirche bei der Adventskammer voll besetzt. Kantorei und Jugendchor führten die „Misa Criolla“ auf.

Wülfrath. Für die richtige Adventsstimmung braucht man weder Violine, Harfe noch Glöckchen - auch mit Percussion, Charango und Quenas kommt die Vorfreude aufs Fest in Schwung. Dies bewies die Adventskammer mit der lateinamerikanischen Messe "Misa Criolla" von Ariel Ramirez.

Die Kantorei Wülfrath präsentierte sich mit diesem anspruchsvollen Chorwerk am späten Sonntagnachmittag in der evangelischen Stadtkirche stimmgewaltiger denn je.

Mit Unterstützung des Jugendchores "PopChor’n", des Essener Tenors René Aguilár und eines lateinamerikanischen Ensemble unter Leitung von Pablo Paredes begeisterte sie die trotz der enormen Schneemassen zahlreich erschienenen Besucher.

"Im vergangenen Jahr ist die Adventskammer ausgefallen. Anscheinend hat sie den Wülfrathern gefehlt", sagte Thomas Gerhold mit einem zufriedenen Blick in die vollen Reihen.

Die "Misa Criolla", das bedeutendste Werk argentinischer Sakralmusik, war eine Herausforderung für den Kirchenmusiker und seinen Chor und zudem ein extravagantes Hörerlebnis für die Besucher. "Es ist ein beachtlich anspruchsvolles Werk", gab Gerhold zu.

"Die versetzten Rhythmen waren für uns anfangs sehr ungewohnt." Und auch die in der "Misa Criolla" leicht abgeänderte Weihnachtsgeschichte sei im erstes Moment etwas fremd: Lamas statt Kamele, Arrope, Honig und ein weißer Poncho statt Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Doch Sänger und Ensemble ließen keinen Zweifel an dieser wundervollen argentinischen Weihnacht und erzählten im getragenen "Kyrie" von der Einsamkeit auf dem kargen Hochplateau Nordargentiniens. Im leidenschaftlichen "Gloria" vermittelten sie dagegen die Lebensfreude der Anden.

"Gloria a Dios en las alturas" (Ehre sei Gott in den Höhen) sang die Kantorei voller Emotion. "Dànos la paz" ("Gib uns den Frieden") brachten sie sehnsuchts- und hingebungsvoll dar. "Einfach toll, wie der Chor das südamerikanische Gefühl von Weihnacht vermittelt", lobte das Ehepaar Raabe.

"Da hört man die Arbeit, die dahinter steckt." Und auch die Kantorei selbst zeigte sich mit ihrem Können zufrieden: "Es ist überwältigend. Wir haben lange geübt und sind nun froh, dass es so toll klappt", sagte Ilse Bergmann.

Ganz still wurde es in der Kirche, als Dorothea Walda Weihnachtsgeschichten aus Chile vorlas. "Durch dich weiß ich, was Glückseligkeit ist", beschloss sie "Die Weisen aus dem Morgenland ohne Geld" von Daniel de la Vega - eine besinnliche Erzählung aus dem Jahre 1918.

Das anschließende Lied "Hört, der Engel helle Lieder" sangen mit Freude alle zusammen. Und im Liedtext von "Feliz Navidad" hörte sich sogar das gerollte "r" bei den Wülfrathern südamerikanisch an, wie Thomas Gerhold glücklich lobte.