Elf Freunde, sechs Nationen
Dass Integration durch Sport funktioniert, zeigt das Team von Stella Azzura. Von solchen Erfahrungen sollen auch andere Vereine profitieren.
Velbert. „Zwei Russen, ein Spanier, ein Türke, drei Deutsche, sechs Polen und sieben Italiener.“ Robert Kudla muss erst mal nachdenken, bevor er alle Nationalitäten in seinem Fußballteam zusammenbekommt.
Kudla ist Trainer der ersten Mannschaft von Stella Azzura Velbert. Für ihn ist die bunte Kreisligatruppe ein Beispiel für gelungene Integration durch Sport. „Alle sprechen Deutsch, wir gewinnen und verlieren zusammen“, sagt der 40-Jährige.
Sport und Integration — was in Kudlas Team klappt, ist ein Thema, das schwer zu fassen ist. Wie die Gesamtsituation in den Velberter Sportvereinen ist, ist unklar. „Es gibt keine Statistik, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund sportlich aktiv sind.
Und das Emotionale, das Miteinander, kann man nicht in Zahlen fassen“, sagt Susanne Susok, Integrationsbeauftragte der Stadt. Die meisten Vereine halten es für unnötig zu fragen, welcher Sportler welche Herkunft hat. Bei ihnen steht, durchaus nachvollziehbar, der Sport im Vordergrund.
Um trotzdem einen Eindruck zu bekommen, hat Susok im vergangenen Jahr die damalige Verwaltungspraktikantin Helena Latz beauftragt, ein Stimmungsbild einzuholen. Die heute 24-jährige Studentin der Sozialen Arbeit hat mit Verantwortlichen von vier Velberter Sportvereinen gesprochen.
Ein Ergebnis: „Die Vereine verfolgen keine besonderen, konzeptionell verankerten Strategien, um Mitglieder mit Migrationshintergrund anzuwerben“, heißt es in der Untersuchung.
Laut Latz fürchten die Gruppen eine Betonung der Differenzen und die Ausschließung einheimischer Jugendlicher. „Nachvollziehen kann ich das“, sagt sie, „es soll ja keine vermeintliche Bevorteilung entstehen.“
Was also tun, um mehr Migranten in die Sportvereine zu bringen? Menschen wie den vor elf Jahren aus Russland eingewanderten Slava Kolesnitschenko, der ebenfalls bei Stella Azzura spielt und klar sagt: „Mir hat der Vereinssport geholfen, mich besser hier zurechtzufinden.“
Susanne Susok plant mit der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Sport“, die aus dem Städtischen Bündnis für Familie und Integration kommt, eine Reihe von Maßnahmen, die helfen sollen.
„Wir wollen ein Treffen möglichst aller Velberter Sportvereine. Wir wollen uns austauschen, informieren, möglichst ein Gesamtkonzept erstellen“, kündigt Susok an. Dieser „Runde Tisch“ soll nach den Sommerferien stattfinden.
Des Weiteren wird in Absprache mit dem Stadtsportbund der Sportkalender überarbeitet. Übersichtlicher und verständlicher soll er werden, auch für Menschen mit Behinderung.
Zudem sollen Trainer mit Migrationshintergrund — wie Robert Kudla, der im Alter von zwei Jahren aus Polen nach Deutschland kam — vermehrt zum Einsatz kommen, um Schwellenängste zu bekämpfen. Fördergelder vom Landessportbund können eine kostenlose Ausbildung dieser Menschen ermöglichen, müssen allerdings beantragt werden.