Hohe Auflagen und Kosten: Karnevalszüge in Gefahr
Die „Zylinderköpp“ wollen den Zug in Tönisheide auf jeden Fall rollen lassen — aber es könnte der letzte sein. In Velbert steht der Umzug noch auf der Kippe. Die Auflagen stellen vor allem kleinere Karnevalsvereine vor schier unüberwindliche Hürden.
Velbert. Schluss mit lustig? In knapp drei Wochen ist Rosenmontag und immer noch ist nicht endgültig klar, ob am höchsten Feiertag der Session die närrischen Umzüge überhaupt durch Tönisheide, Langenberg und Velbert rollen werden. Grund sind die verschärften Sicherheitsauflagen nach dem Loveparade-Unglück, die ein Erlass des Landesinnenministeriums vorschreibt. Die Auflagen stellen vor allem kleinere Karnevalsvereine vor schier unüberwindliche Hürden. Noch ist kein einziger Zug genehmigt worden.
Absperrungen, Verkehrssicherung, Zugbegleitung, Sicherheits- und Rettungspersonal, Krankenwagen, Sanitätszelte, Versicherungen — all das muss detailliert nachgewiesen und in enger Abstimmung mit Ordnungsbehörden, Polizei und Feuerwehr in ein Gesamtkonzept gepackt werden.
Neben dem bürokratischen Aufwand macht den Organisatoren vor allem die Personalfrage zu schaffen: Woher sollen sie die vielen zusätzlich geforderten Ordner und Sicherheitsleute nehmen, wie die drastisch gestiegenen Versicherungsprämien bezahlen?
Seit Wochen steht Carl-Frank Fügler von der KG „Zylinderköpp“ mit dem städtischen Ordnungsamt in Kontakt. „Immer wieder werden neue Änderungen verlangt und Forderungen aufgestellt“, sagte Fügler am Dienstagnachmittag. Am Morgen war man nach einem Termin im Streit auseinandergegangen. Später bekam er dann doch grünes Licht vom Amt: Das Sicherheitskonzept ist akzeptiert worden, allerdings müssten es noch Kreispolizei und Feuerwehr abnicken.
Jetzt will sich Fügler auch nicht von den um mehr als verdoppelten Versicherungsprämien abhalten lassen. „Wir wollen, dass der Zug rollt, egal was es kostet.“ Dazu hat jeder im Verein noch einmal tief in die eigene Tasche gegriffen. „Das ist wahrscheinlich der letzte Zug von uns“, sagte Fügler resigniert.
Die Versicherungsprämien machen auch dem Velberter Zugorganisator Michael Schmidt schwer zu schaffen. „Der Zug steht noch auf der Kippe“, sagte er gestern. Mehr als 2500 Euro Mehrkosten seien bisher angefallen. Jetzt hänge es von den Anmeldezahlen ab, ob der Rosenmontagszug stattfinden wird. „Ich möchte alles daran setzen, dass er rollen kann. Aber es macht keinen Spaß mehr.“
Erhebliche Probleme haben die Vereine, ausreichend Sicherheitspersonal aufzutreiben. Neuerdings müssen nämlich nicht nur die Wagen und Hänger mit „Radwachen“ gesichert werden, sondern auch Helfer entlang des Zugweges bereitstehen, um im Notfall die Radwachen instruieren zu können. Früher war das Rote Kreuz für ein „Taschengeld“ beim Zug dabei, jetzt, wo es verpflichtet werden muss, kostet der Einsatz den vollen Tarif.
Verärgert sind beide Organisatoren darüber, dass die Stadt sich fast alles und jedes bezahlen lässt: Straßennutzung, Genehmigungen, Miete des Kirchplatzes in Tönisheide, Schilder und Absperrgitter. Fügler hat sich die Halteverbotszeichen selbst gekauft — das kommt auf Dauer günstiger als die jährliche Leihgebühr. Nicht ohne Neid blicken Fügler und Schmidt zu den Karnevalisten in Ratingen: Dort stellt und organisiert die Stadt die Absperrungen.