Seit 77 Jahren bei der Stange
Im Forum Niederberg feierten die „Bäumer“ ihre Prunksitzung und zugleich ihr jeckes Jubiläum.
Velbert. „Ohne Karneval kann ich mir Velbert nicht vorstellen. Da würde etwas fehlen“, sagt Heinz Linke. Seit 25 Jahren ist er bei der KG „Boum haul Pool“ — ein Karnevalist mit Leib und Seele.
Die Tanzgarden, die Orden geschmückten Uniformen, das gesellige Geschunkel — und das „Dreifach Velbert — Tüpp, tüpp helau“ — auf der Prunksitzung am Samstagabend im Forum Niederberg war nicht nur Heinz Linke in seinem Element.
Im Forum Niederberg feierten die Jecken die Prunksitzung und gleichzeitig das Jubiläum 77 Jahre „Boum haul Pool“. Nach langer Zeit kehrten „die Bäumer“, die seit Jahren enge Beziehungen zu Neviges pflegen, anlässlich dieser großen Feier von der Nevigeser Stadthalle zurück in die Stadtmitte.
77 Jahre — für Karnevalisten durchaus eine runde Sache. Denn bekanntlich laufen die Uhren bei den Narren ein wenig anders: Elf heißt die Zauberzahl, und das Siebenfache ist deshalb ein Wiegenfest, das unbedingt groß gefeiert werden muss.
Mit einem bunten Programm, bei dem Tanzgarden die Beine schwangen, das Humoristenduo „Die Heijopais“ zum Schunkeln animierte, die „Schlossstadtsänger“ zum Mitsingen motivierten und Kinderprinzessin und Prinzenpaar mit ihrem Hofstaat sich die Ehre gaben, huldigten Elferrat und Gefolge einer langen Tradition.
Seit der Gründung im Jahre 1934, laut Präsident und Vorsitzendem Lothar Krüger „aus einer Thekenstimmung unter Freunden heraus gegründet“, hatte der Verein alles andere als nur lustige Zeiten. Zuerst unter dem Namen „Fastnachtsverein Dahlbecksbaum“ bekannt, schafften es die Neu-Karnevalisten im ersten Jahr, 60 Mitglieder für sich zu gewinnen.
„Leider wurde die weitere Entfaltung durch das damalige Regime gebremst und kam durch den Krieg ganz zum Erliegen“, erinnerte Lothar Krüger im Gespräch mit der WZ. Das Narrenschiff wieder flott zu machen, bedeutete ganzen Einsatz. Die erste Prunksitzung nach dem Krieg wurde mit einem Kassenbestand von 11 Pfennig gefeiert.
„Unsere Gesellschaft hat über die Jahre hinweg nie das Ziel aus den Augen verloren, eine große Familie zu sein“, sagt Heinz Linke. „Ein Verein, der so lange harmoniert wie wir — das ist schon etwas Großes.“ Und das nicht nur zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch: Über das ganze Jahr hinweg wird geplant und vorbereitet, jedoch auch bei Ausflügen und Treffen die Geselligkeit gepflegt.
Seit Gründung der Gesellschaft stellten „die Bäumer“ sechs Mal das Stadtprinzenpaar und vier Mal das Kinderprinzenpaar. Auch in diesem Jahr repräsentieren Benni I. und Nina I. als Stadtprinzenpaar die lange Tradition des Vereins.
„Das ist sie — unsere Hoffnung auf eine hervorragende Zukunft“, stellte der Vorsitzende des Elferrats Kinderprinzessin Alexandra I. dem jubelnden Volke vor. „Wir sind auf junge Leute angewiesen, die den Staub aus den Uniformen klopfen. Wir hoffen, dass das Jubiläumsjahr sich positiv auf neue junge Mitglieder auswirkt“, sagt Lothar Krüger.
Der 13-jährigen Alexandra machte es bei ihrem Auftritt ganz getreu dem Motto „der Tradition verbunden, aber keineswegs verhaftet“ sichtbar Spaß, an einen guten Brauch anzuknüpfen: „Schon mein Opa Karl-Heinz Hacke — hatte ne’ karnevalistische Macke!“, reimte sie.