Elternbefragung zeigt Problem auf

Gefordert wird eindeutig eine zweite Gesamtschule. Durch diese könnten jedoch die Gymnasien in Not geraten.

Foto: Simone Bahrmann

Velbert. Das Fazit von Biregio-Prüfer Wolf Krämer-Mandeau zu der Landschaft der weiterführenden Schulen in Velbert überraschte niemanden: „Das ist alles nicht so einfach bei Ihnen.“ So konnte die Projektgruppe Biregio, die nach den Grundschulen jetzt auch Velberts weiterführende Schulen unter die Lupe genommen hatte, zwar in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses die Problematik in allen Facetten skizzieren, eine gute Lösung ist sie jedoch noch schuldig.

Wie muss sich Velbert für die Zukunft aufstellen? Das will die Politik wissen, um demnächst auch für die Sekundarstufe einen Schulentwicklungsplan zu verabschieden. Die Ergebnisse der Elternbefragung hat ein klares Bild ergeben. Wenn sie frei wählen könnten, würden mehr als die Hälfte der 1485 Eltern, die geantwortet haben, ihre Kinder aufs Gymnasium schicken, fast 30 Prozent würden eine Gesamtschule wählen. Die Sekundarschule ist mit 0,3 Prozent noch hinter Haupt- und Realschule abgeschlagen.

Diese neue Schulform kann in Sachen Popularität nicht mit der Gesamtschule mithalten. Würden Sie Ihr Kind auf einer Sekundarschule anmelden? Nur ein Drittel der Eltern sagen „Ja“ oder „Ja, vielleicht“. Drei Viertel der Befragten vertrauen aber einer Gesamtschule.

Auch ein Blick in die Vergangenheit zeigt klar an, wohin der Trend geht. Seit 2000 verlieren Hauptschulen und Realschulen konstant Schüler, während die Gymnasien sowie städtische und private Gesamtschule Zuwächse verzeichnen. „Die Kinder werden immer klüger“, so der augenzwinkernde Kommentar von Krämer-Mandeau.

Ein großes Problem hat Velbert mit den Auspendlern. „Die vergangenen Jahre gab es dramatische Veränderungen auf Kosten der Stadt“, stellte der Biregio-Prüfer fest. Jedes fünfte Kind orientiert sich nach Wülfrath, Essen und besonders stark nach Wuppertal.

Diese Entwicklung sei besonders kritisch für Velbert, wenn man die Entwicklung bei den Gymnasien betrachte. „Wenn Sie drei Gymnasien halten wollen, müssen Sie um jedes Kind ringen“, sagte Krämer-Mandeau.

Das führt zum Kern der Problematik: die Oberstufen. Auch die städtische Gesamtschule in Velbert hat neben den Gymnasien ein sehr beliebtes Angebot. So zeigt sich: Obwohl die Eltern unbedingt eine weitere Gesamtschule wollen, reichen die Schülerzahlen laut Biregio wahrscheinlich nicht für eine weitere Oberstufe, ohne dass das den Gymnasien die nötigen Schüler abgräbt. Mögliche Lösungen deutete Krämer-Mandeau an: zwei kooperierende Gesamtschulen mit einer Oberstufe oder aber die Opferung eines Gymnasiums für eine Gesamtschule. Die Schulentwicklung wird also noch einiges an Diskussionsstoff bieten. Im Juli will Biregio den jetzigen Ausblick zu einem abschließenden Bericht ausgearbeitet haben.