Ensemble serviert literarische Leckerbissen
Theater Mimento begeistert Publikum im Niederbergischen Museum.
Wülfrath. Schon Winston Churchill hat es erkannt: „Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Mit diesem Zitat vom britischen Premierminister und Literaturnobelpreisträgers begrüßte Eberhard Tiso, Vorsitzender des Trägervereins Niederbergisches Museum, das Theater Mimento im Herminghausraum, wo die Theatergruppe schon zum zweiten Mal auftrat.
Freitagabend präsentierte die normalerweise fünfköpfige Truppe aus Düsseldorf ihre „Ess-Szenarien“ — literarische Leckerbissen verschiedener bekannter Autoren, in deren Mittelpunkt das leibliche Wohl steht. Zwei Schauspieler waren — unter anderem wegen Grippe — ausgefallen, für Mimento kein Problem: „Wir übernehmen einfach Texte“, erzählen Michael Scholten und Ulrike Hallen-Scholten. Und auch Pianistin Bettina Meisberger, die die beiden musikalisch begleitet, sprang gerne mit ein.
„Beim Spazierengehen sind wir auf das Café Schwan gestoßen, wo wir schon mehrmals aufgetreten sind“, erinnert sich Ulrike Hallen-Scholten. „Wir spielen sehr gerne auf kleinstem Raum, wegen des Kontaktes zum Publikum.“ Vor allem außergewöhnliche Räume würden das Theater Mimento reizen — auch ein Kuhstall sei schon dabei gewesen. Mitarbeiter des Museums hätten den Auftritt im Café Schwan gesehen und vorgeschlagen, die Theatergruppe ebenfalls einzuladen. Eine szenische Lesung hatte Mimento angekündigt, der Auftritt glich aber tatsächlich eher einer Theateraufführung, so gut füllten die beiden Schauspieler ihre Rollen aus. Beim zuerst servierten „Boeuf Stroganoff“ von Friedrich Hollaender spielten sie zwei Russen, die in entsprechendem Akzent die Entstehung des gleichnamigen Fleischgerichts erklärten, zur Musik von „Kalinka“. „Die etwas andere Schöpfungsgeschichte“ beschrieb den Kampf zwischen Gott und dem Teufel: Der eine bot immer wieder gesunde Mahlzeiten an, während der Teufel den Mensch mit süßen und fettigen Versuchungen auf seine Seite ziehen wollte. Beim „Diätlied“ bekam Michael Scholten jedes Mal eine „musikalische Ohrfeige“, wenn er sich statt Bratling für ein Schnitzel oder ein Hörnchen statt Graubrot entscheiden wollte.
Auch die Ähnlichkeit weiblicher Charaktereigenschaften mit der Küche eines jeden Landes wurde nach einem Text von Heinrich Heine aufs Korn genommen. „In Deutschland gibt es schon mal unentschlossenes Backwerk oder schwer verdaulichen Sauerkohl“, meinte Scholten, der das Publikum nicht nur mit seinen Texten, sondern auch mit lockeren Sprüchen zum Lachen brachte.
Ulrike Hallen-Scholten überzeugte unter anderem mit hochgesteckten Haaren als Poularde, die gackernd von ihrer Angst, verzehrt zu werden, berichtet — frei nach Voltaire. Der Mensch zeige selten ein schlechtes Gewissen für das, was er aus Gewohnheit tue, gab es zum Nachdenken mit auf den Weg.
„Wir versuchen, jeden Monat eine Kulturveranstaltung auf die Beine zu stellen“, sagte Karin Fritsche, Geschäftsführerin des Trägervereins. Zum „literarischen Gaumenschmaus“ gab es Flammkuchen und Windbeutel mit Lachs.