Entlastung für Jugendhilfe?

Der Jugendhilfeausschuss entscheidet, dass frei werdende Stellen im Allgemeinen Sozialen Dienst und in der Jugendgerichtshilfe kurzfristig besetzt werden sollen.

Wülfrath. „Wenn wir nicht gegensteuern, macht hier bald der letzte das Licht aus.“ So drastisch, aber nicht fern der Realität, drückte sich Jugendamtsleiter Hans-Werner van Hueth in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses aus, als ein Antrag der SPD-Fraktion beraten wurde.

Inhalt: Der bevorstehende Verlust von fünf von neun Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen Dienstes und eines Mitarbeiters in der Jugendgerichtshilfe müsse kurzfristig aufgefangen werden.

Problem an der Sache ist einmal mehr die finanzielle Lage der Stadt. Per Ratsbeschluss wurde 2010 die Route für die kommenden Jahre festgelegt. Und die führt über pauschale Einsparungen in den Bereichen Sachkosten (fünf Prozent) und eben Personal (drei Prozent). Nun sind die älteren Mitarbeiter des Jugendamtes allesamt — aber immerhin nicht gleichzeitig, sondern nacheinander — bis 2014 auf dem Weg in die Freizeitphase der Altersteilzeit. Die auslaufenden Stellen sollten gemäß dem Ratsbeschluss vom Personalamt erst nach frühestens einem halben bis einem Jahr neu besetzt werden können.

Das Jugendamt wäre gezwungen, Arbeitsabläufe extrem umzuschichten, berichtete van Hueth. Oder es müsste externe, freie Träger für die Aufgaben verpflichten.

Das geht aber ebenfalls nicht, weil dann die Sachaufwendungen steigen, die ebenfalls um fünf Prozent sinken sollen. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz“, sagte van Hueth, der die Politik aufforderte, sich nicht auf einer Ratsentscheidung zurückzulehnen. Diakon Michael Anhut brachte die Bedenken am Personalabbau auf den Punkt: „Kann es durch fehlendes Personal zu einer Kindeswohlgefährdung kommen?“, fragte Anhut, der als sachkundiger Bürger im Ausschuss sitzt, in die Runde.

„Das Argument, das Kindeswohl im Auge zu behalten, ist eins — aber andere Bereiche in der Verwaltung, wie die Feuerwehr, beanspruchen ähnliches. Es ist nicht einfach, zu beurteilen, wo gespart werden kann, und wo nicht“, wiegelte der Erste Beigeordnete Rainer Ritsche ab, der durch den positiven Beschluss (10:3 Stimmen) des Jugendhilfeausschusses dennoch ab sofort beauftragt ist, die Schaffung neuer Stellen im Haushalt zu prüfen. Die nächsten Vorberatungen zum Thema halten der Finanzausschuss am 31. Mai und der Hauptausschuss am 5. Juni ab, ehe der Rat am 19. Juni entscheidet.

Ursprünglich hatte die SPD dem Antrag übrigens beigefügt, auch für mehr Personal in den städtischen Kindertagesstätten zu sorgen. Die Kitas sind laut van Hueth von der Personaldiskussion allerdings auszunehmen, da sie ihren Betrieb mit einer gesetzlichen Mindestpersonalmenge auszuführen haben.