„Es hat schon Tränen gegeben“
Nach 84 Jahren verschwindet die Metzgerei Schmidt aus Neviges. Nur der Partyservice bleibt.
Neviges. Am 27. Mai ist endgültig Schluss. Nach 84 Jahren schließt die Metzgerei Schmidt, die mittlerweile in der dritten Generation in Neviges geführt wird, endgültig die Türen. „Es passte einfach vorne und hinten nicht mehr“, sagte Inhaber Peter Schmidt gestern im Gespräch mit der WZ. Kundenfrequenz und Umsatz seien immer weniger geworden, nachmittags sei kaum noch etwas los in der Nevigeser Fußgängerzone.
Dass dieser finale Schritt dem ortsbekannten Metzger nicht leicht gefallen ist, versucht er nun auch den Kunden klar zu machen. In einer Art Abschiedsbrief schildert er den Kampf der jüngsten Monate: „Wir haben verschiedene Konzepte wie zum Beispiel die Fischtheke und den Mittagstisch ausprobiert. Wir haben die Bäckertheke übernommen.“ Doch das bittere Fazit: „Die Bemühungen haben nicht gereicht.“
Die Reaktionen auf die Schließung reichten bislang von aufmunternden Worten bis hin zum Unverständnis. „Es hat schon Tränen gegeben, es werden noch weitere fließen“, sagt Metzger Schmidt, den die Schließung emotional ebenso mitnimmt wie seine sechs Mitarbeiter. Er sagt: „Das hier ist mein Leben.“ Wie es für ihn persönlich weitergeht, das wisse Peter Schmidt noch nicht. Klar ist: Einen weiteren Laden wird es nicht geben.
Die Immobilie in bester Lage an der Elberfelder Straße soll zumindest nicht verwaisen. „Nach einer Umbaupause wird meine Schwester mit dem bewährten Party-Service und einem erweiterten Mittagstisch weitermachen“, stellt der 45-Jährige fest. Es soll noch mehr Auswahl geben. Mehr Salate und Fertiggerichte.
Dass Peter Schmidt die Probleme in der Nevigeser Fußgängerzone zu einem großen Teil für hausgemacht hält, hatte er bereits in der Vergangenheit geäußert. „Die Stadt Velbert hat alles getan, um die Kaufkraft aus der Fußgängerzone herauszuziehen“, sagt Schmidt und blickt auf die Nebenzentren wie etwa am Rosenhügel. „Einmal hin, alles drin — das ist der Zeitgeist.“
Deswegen ist Peter Schmidt seit Jahren einer der großen Verfechter für eine erneute Öffnung der Nevigeser City für den Autoverkehr. Einen entsprechenden Antrag brachte die Fraktion von Velbert anders gestern in den Bezirksausschuss Neviges rein. Für Schmidt zu spät. Er sagt: „Es hieß immer, dass das nicht geht. Ob es jetzt plötzlich funktioniert, weiß ich nicht.“
Das hofft auf jeden Fall Helmut Wulfhorst von der Nevigeser Werbegemeinschaft. Er beobachtet die Entwicklung mit Argusaugen: „Wir können nicht verschweigen, dass das jetzt ein weiterer Schlag für die Innenstadt ist.“ Man müsse verhindern, dass nun alle Händler auf die Idee kommen, die Zahlen auf den Tisch zu legen und zu entscheiden, dass es nicht mehr reicht. „Wir müssen dem Trend entgegenwirken.“
Ganz ohne einen hoffnungsvollen Zungenschlag lässt Peter Schmidt die Nevigeser jedoch nicht zurück. Er wendet sich an die Kunden: „Auch wenn unser Städtchen sicherlich gerade einen Tiefpunkt erlebt. SIE haben die Möglichkeit, unsere Innenstadt wieder attraktiv zu machen. Denn nur IHR Einkaufsverhalten kann dazu beitragen, dass neue Geschäfte sich halten und Neviges wieder interessant wird.“