Evil Tidings: „Grunge ist noch nicht tot“
Die junge Band „Evil Tidings“ hat ihre ersten Auftritte hinter sich. Bald soll die erste Aufnahme folgen.
Velbert. Der Weg zum Haus der Wülfrather Rockmusiker Gemeinschaft (WüRG) ist idyllisch. In den Bäumen sitzen gut hörbar Vögel, die Lieder zum Abend trällern. Je geringer die Entfernung zum WüRG-Haus wird, umso deutlicher dringen andere Klänge ans Gehör. Ganz andere. Zuerst krachendes Schlagzeug, dann mischen Bass und Gitarren mit, ehe kratziger Gesang einsetzt. Klarer Fall, im Innern des Musikclubs ist eine Grunge-Band am Werk — die „Evil Tidings“ aus Velbert geben sich in der Nachbarstadt die Ehre.
Vor der Bühne angelangt, wird deutlich, dass dort Musik „gearbeitet“ wird. Handgemacht und soundgewaltig. Yannic Maurer (20) wischt sich den Schweiß von der Stirn. Er beackert das Schlagzeug. Sänger Sebastian Nehring (19) greift immer wieder zur Colaflasche, um seine Reibeisenstimme zu ölen — Vergleiche zu Grunge-Idol Kurt Cobain („Nirvana“) liegen nah. Als Maurer mit vier schnellen Schlägen auf seine Drumsticks den nächsten Song, „1449“, einläutet, steigen die Gitarristen Christoph Winnemann (20) und Patrick Neumann (21) sowie Bassist Arndt Rathmer (23) ein. In der ersten Reihe werden die Köpfe zum schnellen Beat geschüttelt.
„Grunge ist noch lange nicht tot. Die Musik ist sogar wieder im Kommen“, sagt Patrick Neumann nach dem Auftritt. Altmeister wie „Pearl Jam“ oder „Alice in Chains“ touren und bringen neue Platten heraus. Und auch die „Evil Tidings“ sehen derzeit gesellschaftliche Ähnlichkeiten zum Beginn der Grungewelle Anfang der 1990er-Jahre. „Es gibt wie damals auch heute viele junge Menschen, die nicht wissen, wie ihre Zukunft aussieht“, sagt Nehring, der die Texte schreibt.
Die Songs handeln meist von alltäglichen Problemen und Gefühlen: „1449“ vom Umgang mit Frauen und schnellem Sex, „Smoking kills“ vom Bewusstsein, dass Rauchen schlecht ist — und es trotzdem zu tun. In „Puppet Queen“ geht es um eine Freundschaft zwischen zwei Jungs, die sich durch eine neue Freundin immer mehr auseinander lebt. Ideen kommen Nehring spontan. Das kann ein Satz, eine Zeile sein, die ihm in der Schule einfällt und die er zur Bandprobe mitbringt. Dort wird dann gemeinsam nach der passenden Musik gesucht.
Nach den ersten Auftritten sollen weitere folgen. Das geht am besten mit Demo-Aufnahmen, um sich bei Veranstaltern bewerben zu können. „In den nächsten zwei Monaten wollen wir etwas aufnehmen“, verspricht Patrick Neumann. Damit demnächst nicht nur die Vögel rund ums Wülfrather WüRG-Haus vom Grunge aus Velbert übertönt werden.