Neviges Eigentümer greift zu Pinsel und Farbe

Neviges. · „Ab heute werden hier Fakten geschaffen.“ Heike Möller, die Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung, hört immer wieder Zweifel an der Stadterneuerung von Neviges. „Die erste Maßnahme des Fassaden- und Wohnumfeldprogramms geht los.“ Die markante Fassade des Wohn- und Geschäftshauses an der Elberfelder Straße/Ecke Bernsaustraße, das zuletzt das Kaufhaus Gassmann beherbergte, ist eingerüstet.

Die Fassade des ehemaligen Gassmann-Kaufhauses ist eingerüstet. Als gelernter Maler und Lackerier übernimmt der neue Eigentümer Dennis Nagel den Anstrich selbst.

Foto: Ulrich Bangert

„Wir sind froh, dass es Herr Nagel gekauft hat und investiert. Es dürfte eines der größten Gebäude sein, dass in dem Innenstadtbereich für die Förderung in Frage kommt. Deshalb ist sie mit 36 000 Euro deutlich höher als bei den kleineren Gebäuden.“
100 000 Euro stehen der Stadt Velbert aus Städtebaufördermitteln des Landes NRW und des Bundes zur Verfügung. Heike Möller würde sich freuen, wenn weitere Hausbesitzer die Förderung in Höhe von 64 000 Euro in Anspruch nehmen. Bis zu 50 Prozent der Sanierung des Erscheinungsbildes zur Straßenseite hin können gefördert werden. Hausbesitzer sollten sich schnell entscheiden: Das Programm geht zwar ins nächste Jahr, allerdings können dann nur maximal 35 Prozent der Kosten bezuschusst werden.

„Wir wollten alle in Frage kommenden Hauseigentümer auf einer Versammlung informieren, was wegen Corona nicht geht. Jetzt werden wir sie alle anschreiben“, fügt die Planungschefin hinzu. „Wir kümmern uns mit Vollgas um Neviges. Wir können allerdings nur die öffentlichen Räume herrichten, für den Rest brauchen wir die Immobilieneigentümer. Wir wollen sie begeistern mitzumachen“, so das Anliegen von Bürgermeister Dirk Lukrafka.

Katrin Neumann nennt
die Förderbedingungen

Katrin Neumann ist in der Verwaltung die richtige Ansprechpartnerin und zählt die Bedingungen für die förderfähige Sanierung auf: „Der letzte Anstrich liegt mindestens zehn Jahre zurück, Arbeiten wurden zum Zeitpunkt der Förderzusage noch nicht beauftragt oder begonnen, es wurde keine Wärmedämmung vorgenommen, grundsätzlich wird das Haus als erneuerungsbedürftig eingestuft. Ich komme raus uns sehe mich vor Ort um. Der Hausbesitzer muss zu jedem Gewerk drei Angebote einholen, grundsätzlich fördern wir nur den Günstigsten.“ Auch das Dach könne gefördert werden, wenn es von der Straße sichtbar ist, ergänzt Heike Möller. Das ist beim Ex-Kaufhaus der Fall. „Es war schon schwierig, einen Dachdecker zu finden, der eine Schiefereindeckung machen kann und das noch in diesem Jahr. Ich habe einen aus der Nähe von Koblenz gefunden“, berichtet Eigentümer Dennis Nagel über die Auswirkungen des Booms in der Baubranche. Die Malerarbeiten führt der Hausbesitzer selber durch. Das wird nicht in jedem Fall möglich sein: „Wir legen Wert auf eine fachgerechte Ausführung“, betont Katrin Neumann. Dennis Nagel, der als junger Mann in Velbert wohnte, hat in einem Langenberger Betrieb eine Maler- und Lackiererlehre absolviert.

Im Denkmalbereich Neviges
ist nicht jeder Farbton erlaubt

So einfach nach Belieben zu einem Farbton greifen kann der Hausbesitzer nicht. Die markante und reich verzierte Fassade steht zwar nicht unter Denkmalschutz, aber das Haus befindet sich im Denkmalbereich von Neviges. „Da ist es schon wichtig, dass es eine gute Abstimmung und ein einheitliches Erscheinungsbild gibt“, begründet Heike Möller die 2008 verabschiedete Satzung. „Viele Eigentümer wissen davon nichts“, hat Nagel erfahren, er selbst erfuhr erst nach dem Immobilienkauf davon. Deshalb wird das Dach in Teilen mit Schiefer gedeckt, neue Fenster werden in Holz ausgeführt. „Das Objekt darf schon auffallen“, wünscht sich der Hausherr. Der dunkelrote Anstrich, den er zuerst in Erwägung zog, fiel bei der städtischen Denkmalpflegerin Lea Fernau durch. „Dennoch war die Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde gut“, stellt Nagel fest, der überrascht war, dass die Förderzusage schnell kam. Jetzt sind die Nevigeser gespannt, für welchen Farben man sich entschieden hat. „Die Kontraste sollten nicht zu stark sein“, mahnt die Denkmalschützerin. Zum Jahresende ist das Ende der Sanierung geplant.