Fitness beim Turnerbund ist keine Frage des Alters

Um möglichst lange aktiv zu bleiben, gibt es in Wülfrath eine Fülle von Bewegungsangeboten.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Regelmäßige Bewegung und ein wenig Sport können buchstäblich wie ein Jungbrunnen wirken. Dafür ist Gerhard Zuch ein gutes Beispiel. Der 75-Jährige war früher begeisterter Marathonläufer. Heute tritt er nicht nur für kleinere Einkäufe in die Fahrradpedale, Zuch ist seit 39 Jahren auch an fast jedem Donnerstagabend in der Turnhalle der Realschule an der Bergstraße aktiv. Dort treffen sich bis zu elf Männer, um beim Turnerbund Wülfrath (TBW) Breitensport für Senioren zu treiben.

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Mach doch mal mit

Die alten Herren spielen „zum Aufwärmen“ erst einmal eine Stunde Prellball. Danach ist Gymnastik angesagt. Diesmal ist Gerhard Zuch der Vorturner auf der Matte. Auf dem Programm stehen Dehn- und Kräftigungsübungen. „In unserer Gruppe gibt es sechs, sieben ehemalige Übungsleiter. Jeder denkt sich mal ein Programm für uns aus. Anregungen hole ich mir auch aus der Zeitschrift ,Gymnastik’“, sagt Zuch nachher. Bei den Wehwehchen, die das Alter so mitbringe, sei klar, dass jeder die Übungen nur soweit möglich mitmachen könne. „Sport ist keine Frage des Alters. Man sollte nicht darauf warten, bis der Arzt sagt: ,Tun Sie etwas für ihr körperliches Wohlergehen“, ist der Übungsleiter überzeugt.

„Uns ist jeder willkommen. Trainingshose, T-Shirt, Sportschuhe mit heller Sohle und los kann’s gehen“, lädt Zuch zum Schnuppertraining ein. Zu dem können auch Fußballtennis, Faust- und Korbball gehören.

Doch für die Mannschaftssportarten muss es ausreichend Mitspieler geben. Und das wird für die TBW-Senioren im 50. Jahr des Bestehens ihrer Gruppe immer öfter zum Problem. „Trotz der mehr als 1000 Mitglieder im Verein zeigen die Älteren kaum Interesse an unserem Angebot. Bei uns ist der Jüngste Ende 50 und zwei sind älter als 80 Jahre. Der Altersschnitt liegt bei 73 Jahren“, verdeutlicht Zuch.

Ein ganz anderes Bild zeichnet Simon Tsotsalas vom Kreissportbund Mettmann (KSB). Dort koordiniert der 31-jährige Diplom-Sportwissenschaftler die Reha- und Präventionspsortangebote und ist Ansprechpartner für die Aktion „Bewegt älter werden in NRW“. Tsotsalas spricht bei Älteren lieber von Bewegung anstelle von Sport. „Weil Sport von ihnen häufig mit Wettkampfsport gleichgesetzt wird“, sagt er. Ob „Aquafitness“, „Fitmix für Jung und Alt“, „Fitness-Gymnastik 50+“ oder „Fit und mobil im Alter“ — dank der KSB-Kurse würden sich 180 ältere Wülfrather regelmäßig bewegen.

In den Sportvereinen der Kalkstadt gebe es 500 Mitglieder, die älter als 60 Jahre sind. „Nicht alle sind auch sportlich aktiv, aber die Vereine sind ebenso ein kompetener Partner für die Bewegung dieser Zielgruppe“, sagt Tsotsalas. Überall gebe es die Möglichkeit einmal unverbindlich mitzutrainieren. „Einfach mal nachfragen“, rät er.

Und was sagt er einem Senior, der sich zu alt und zu unsischer für Sport fühlt? „Das Schöne ist, dass man immer wieder damit anfangen kann.“ Regelmäßig eine halbe Stunde zügig spazierenzugehen oder Fahrrad zu fahren stärke schon das Herz-Kreislauf-System und damit die körperliche Leistungsfähigkeit. „Bewegung in der Gruppe ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Teilnehmer noch nicht weiß, wie er sich belasten soll. Übungsleiter können die richtige Dosierung steuern und bei leichten Kräftigungsübungen korrigierend eingreifen.“

Und: Bewegung macht in der Gruppe mehr Spaß. Die dabei gewonnenen Kontakte werden abseits des Trainings gepflegt. So auch von den TBW-Männern. Sie unternehmen Ausflüge, auch als Radtour, die sie unter anderem zu Industriedenkmälern führen.