Flüchtlinge ziehen zur Talstraße um

Die Stadt Velbert hat am Mittwoch den Betrieb der Unterkunft im alten Krankenhaus an der Tönisheider Straße eingestellt.

Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Riesige Matratzenberge türmten sich gestern Morgen im Foyer des ehemaligen St. Elisabeth-Krankenhauses auf. „Wir räumen alles raus, was uns gehört, und das ist eine ganze Menge“, so ein Mitarbeiter von European Homecare. Das soziale Dienstleistungsunternehmen aus Essen kümmerte sich seit Ende 2015 dort um die Unterbringung von Asylbewerbern. Jetzt hat die Stadt Velbert den Betrieb der Flüchtlingsunterkunft eingestellt. Die verbleibenden knapp 40 Flüchtlinge zogen am Mittwoch in die Einrichtung an der Talstraße in Velbert-Mitte.

Niko Thissen, Abteilungsleiter beim Immobilienservice der Stadt Velbert

„Die Flüchtlinge sind ausgezogen, weil wir dort keinen Bedarf mehr haben und an anderen Stellen Leerstände entstanden sind“, begründet Niko Thissen, Abteilungsleiter beim Immobilienservice der Stadt. „Wir ziehen uns aus dem Krankenhaus zurück, weil es unsere teuerste Unterbringung ist. Aufgrund von Brandschutzauflagen wurde dort eine sehr enge Betreuung notwendig. Neben Leerständen in anderen Unterkünften haben wir Wohnungen für die Flüchtlinge. So ein großes Gebäude für nur 40 Personen am Laufen zu halten, das rechnet sich einfach nicht“, legt Thissen dar und erinnert daran, dass das Krankenhaus für eine Maximalbelegung von 400 Menschen vorgesehen war. „In Spitzenzeiten war es mal etwas über 300 Bewohner.“

Für viele Beobachter kam die Schließung der Flüchtlingsunterkunft an der Tönisheider Straße überraschend. Anfang April wurde im Sozialausschuss darüber diskutiert. Mehrheitlich waren sich die Politiker einig, dass auf das ehemalige Krankenhaus nicht verzichten werden kann. Manfred Bolz warnte, dass mit mehr Flüchtlingen gerechnet werden müsse, die Velbert von der Zentralstelle in Arnsberg zugewiesen würden. Der CDU-Fraktionschef sah nicht, dass in absehbarer Zukunft keine Flüchtlinge mehr im Krankenhaus leben.

Ähnlich vorsichtig gab sich der SPD-Kollege Rainer Hübinger, der außerdem auf das Referendum in der Türkei verwies. „Was ist, wenn Erdogan die Grenze aufmacht?“ Nun sind zwei Monate ins Land gegangen, für Rainer Hübinger stellt sich die Lage ganz anders dar. „Normalerweise musste im Frühling bei besserem Wetter mit mehr Flüchtlingen gerechnet werden“, sagt er und ergänzt: „Die jetzt gefundene Lösung macht Sinn, zumal ein ausreichender Puffer vorhanden ist. Ich finde, die Verwaltung hat es gut hingekriegt, sich mit dem Betreiber zu einigen. Der kümmert sich jetzt um die Talstraße, so braucht man dort kein zusätzliches Personal einstellen und hat dazu noch was gespart.“