Fluglärm in Ratingen: Neues Spiel, neues Glück
Der Höseler Karlfried Hans setzt auf den neuen Minister für Verkehr, Lutz Lienenkämper. Mit Hans hoffen mehr als 3000 Mitglieder des Vereins Bürger gegen Fluglärm.
Ratingen. Karlfried Hans ist 75 Jahre alt. Er ist Wirtschaftswissenschaftler und hat promoviert, während er schon in Lohn und Brot stand. Das ist grundsätzlich bemerkenswert. Im Falle von Dr. Karlfried Hans ist es aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig.
Der Höseler engagiert sich im Verein Bürger gegen Fluglärm. Und er wird nicht müde im Kampf gegen Linien, die das Nachtflugverbot ignorieren, oder gegen Ministerien, die "ihren Minister falsch informieren", oder gegen jene, die meinen, Mobilität sei das Maß aller Dinge - koste es, was es wolle, und wenn es der Schlaf von Flughafenanwohnern ist.
Karlfried Hans ist zäh. Solche Leute braucht ein Verein, wenn er als David gegen Goliath zu Felde ziehen will. Ungefähr so sind die Kräfteverhältnisse zwischen den Fluglärmgegnern und den Flughafenbefürwortern.
Doch jetzt könnte sich das Blatt wenden. "Wir hoffen auf den neuen Minister. Der kommt doch aus Meerbusch", sagt Hans. Das stimmt. Lutz Lienenkämper (CDU), der Nachfolger von Oliver Wittke als NRW-Minister für Bauen und Verkehr, wohnt in der Stadt vor den Toren Düsseldorfs, wo der Verein Bürger gegen Fluglärm Ursprung und Hauptsitz hat. Und morgen ist Lienenkämper in Ratingen.
Doch auf Mitglieder des Vereins wird er dort nicht treffen. Das ist nicht vorgesehen. Protestkundgebungen oder Hauruck-Aktionen sind nicht die Art einer Gruppierung, in der Leute wie Karlfried Hans mitarbeiten. Solche Vereine setzen auf Information statt Provokation. "Wir haben dem Ministerium von Herrn Lienenkämper bereits Zahlen zukommen lassen", sagt Hans. Eine Reaktion des Ministers habe es noch nicht gegeben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
In der Vergangenheit freilich wurde nichts. Vor gut einem halben Jahr war Oliver Wittke als NRW-Verkehrsminister in Ratingen, ließ sich auf Einladung seines Parteifreundes Wilhelm Droste das Leid der Schlaflosen klagen, gelobte Obacht und möglicherweise Besserung. Dabei ist es geblieben.
Nach 23 Uhr tut sich immer noch einiges auf dem Düsseldorfer Flughafen. Im vergangenen Jahr waren es offiziell 720 Landungen und 118 Starts. Der Bürgerverein hat 1575 Landungen nach 23 Uhr gezählt. Das ist mehr als doppelt so viel und reichlich Diskussionsstoff für Lutz Lienenkämper und Wilhelm Droste.
"Herr Droste hat sich bisher wirklich für den Bürgerverein eingesetzt", sagt Hans. Er habe einen guten Kontakt zum Ratinger Landtagsabgeordneten der CDU. "Er sagt, er habe einen guten Kontakt zu Minister Lienenkämper." Das mache Mut.
Den brauchen die Leute um den promovierten Wirtschaftswissenschaftler aus Hösel eigentlich aber gar nicht. Mit seinen mehr als 3000 Mitgliedern ist der Bürgerverein gegen Fluglärm längst eine Instanz, an der kein Politiker achtlos vorübergeht.
Vor Niederlagen feit diese Stärke allerdings nicht. Zuletzt wies das Oberverwaltungsgericht Münster eine Klage des Vereins ab. "Na und? Jetzt gehen wir eben vors Bundesverwaltungsgericht", sagt Hans. Er glaubt nicht, dass der Kampf aussichtslos ist.
"Sind sie Fußballfan? Erinnern Sie sich an den Fall Bosman", fragt er, wenn einer allzu große Zweifel hegt. "Da hat ein Mann allein ein ganzes System gestürzt." Zur Not werde der Verein vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. "Ich weiß, was man erreichen kann, wenn man es nur will?"