Freiluftkino zeigt sich zur Premiere gestochen scharf
Wülfrath. Wenn das Schild in der Einfahrt verheißt, es gäbe keine Parkmöglichkeiten direkt am Tunnel, wird drumherum und überall desto wilder das Automobil platziert. „Was soll man machen?“, stellte Natalia Eckert eine eher rhetorische Frage.
„Das wusste ich vorher, dass ich nichts vor der Tür stehen könnte, sondern ein bisschen laufen muss. Und habe deshalb mehr Wegzehrung eingepackt.“
Wie immer hatten sich die Zuschauer, die sich zu „Monsieur Claude und seine Töchter“ am Hammerstein einfanden, mehr als bloß ihre Kinokarte eingepackt. Mit umfangreich gepackten Körben und auf den Rücken geschnallten Säcken fanden sie sich ein.
„Die Tasche ist voll bis obenhin“, erklärte Raphael Tretmann. Für sich und Freundin Nazan hatte er dicke Socken, ebensolche Jacken und ein aufblasbares Sitzkissen eingepackt. „Das nutzen wir sonst, wenn wir beim Wandern eine Rast einlegen.“ Nun erhöhte es einen Abend lang den Komfort. Andere hatten außer dem kuscheligen Wärmespender noch beste Freunde mitgebracht. So wie Claudia Panke (mit Schlafsack), die Besuch aus Emden hatte. Dort gibt es Open-Air-Kino im Freibad, „hier ist es sehr schön“, lobte die Besucherin den luftigen Kinosaal unterm Sternenzelt.
Emsige Helfer aus der WüRG versorgten mit bestens gekühlten Getränken, hatten aber ebenso Kaffee und Popcorn im Angebot. „Dass Karten schon online bestellt werden konnten, hat sich ausgezahlt“, beurteilte Andrea Gellert vom Kulturamt eine wesentliche Neuerung. Die Gäste haben frühzeitig ihr Ticket, das Orgateam Planungssicherheit „und wer keinen Zugang zum Netz hat, kauft an der Abendkasse“. Übrigens lieben nicht nur Einheimische die Kinoidee. Die unmittelbare Nachbarschaft aus Velbert, Wuppertal und Mettmann kommt ebenso. Und so war der Eröffnungsfilm „Monsieur Claude“ ausverkauft.
Platz ist für maximal 300 Besucher. Die allerwichtigste Veränderung wurde erst mit Filmbeginn sichtbar. Gestochen scharf und in bester Qualität hatte Filmvorführer Mark Rieder erstmals digitales Equipment im Einsatz. Mittendrin statt nur dabei schien man bei Spießer Claude Verneuil und seiner ebenso konservativen Gattin Marie auf dem Sofa zu sitzen, und die unverhofft komische Tragik ihres Lebens mitzuerleben: Keine Töchter heiratet einen katholischen Franzosen.
„Ein großer Spaß“, wie Natalia Eckert sagte. Sie hat den Film bereits gesehen. „Es hat mir so gut gefallen, dass ich die Freiluftvariante jetzt auch noch mitnehme.“ Und weil sie von sich sagt, ein echter Filmfan zu sein, überlegt sie, auch die Abschlussvorstellung „Honig im Kopf“ anzugucken. „Dann habe ich aber außerdem eine große Packung Taschentücher dabei.“