Restmüll: Sack und Tonne sind etwa gleich beliebt
Wülfrath. Mehr als 60 Wülfrather besuchten jetzt im Rathaus den ersten Bürgerdialog über das „Abfallkonzept 2017 plus“ mit Vertretern der Stadtverwaltung und Experten aus Nachbarstädten. Das sieht im Kern bekanntlich vor, dass nach dem Vertragsende mit dem Entsorger Awista zum 31. März 2017 auch der Restmüllsack in der Kalkstadt ausgedient hat.
Doch dafür hat die Politik noch kein grünes Licht gegeben. Und auch am Dienstagabend hielten sich im Ratssaal die Befürworter der Komplett-Umstellung auf Mülltonnen beziehungsweise einer Sack-Entsorgung bei dem gut zweistündigen Meinungsaustausch die Waage.
Dezernentin Christiane Singh verwies eingangs darauf, dass geänderte Arbeitsschutzvorschriften, die Stadt dazu bewegt hätten, sich vom Restmüllsack zu verabschieden. Ein Müllwerker hebe in Wülfrath im Schnitt pro Abholtag 350 Säcke mit einem Gesamtgewicht von gut 2,1 Tonnen. „Besonders die Dreh- und Wurfbewegungen sind ein Problem für die Handgelenke und Wirbelsäule“, verdeutlichte Singh. Aber auch Stich- und Schnittwunden durch spitze oder scharfe Gegenstände in Säcken gebe es öfter.
Abfallberaterin Ulrike Eberle stellt die geplanten Änderungen (siehe Kasten) vor. „Wie sieht das Verhältnis Tonne zu Restmüllsack heute aus?“, wollte ein Bürger wissen. Eberle sagte: „Es gibt 3659 Haushalte mit Tonnen zwischen 40 und 1100 Litern Fassungsvermögen. Darunter sind 49 Großcontainer. 4315 Gutscheine wurden an Haushalte für die Restmüllsäcke ausgegeben.“
Demnach ist die Affinität zum platzsparenden Sack in Wülfrath längst nicht mehr so ausgeprägt, wie sie es einmal war. Und auch landesweit bildet das gemischte Entsorgungssystem mittlerweile die große Ausnahme. „99 Prozent der Städte haben keine Säcke mehr“, sagte Werner Jahr von der Kommunalagentur NRW, die die Stadt berät. Er wies darauf hin, dass für eine 240-Liter-Tonne nur eine Stellfläche von 0,4 Quadratmetern nötig sei.
Mettmann hat zum Jahreswechsel vom Sack auf die Tonne umgestellt. Das Fazit von Abfallberater Wolfgang Orts lautet: „Etwa drei Monate brauchte es, bis es sich eingespielt hatte. Heute nutzen von 22 000 Haushalten nur noch 20 den Sack.“ Ein Teil von ihnen in der historischen Oberstadt. Dort fehlt es an Flächen für die Tonne. Das Platzproblem ist das Hauptargument der Tonnen-Gegner. Auch Brigitte Fudickar-Stumpf, Verwalterin einer großen Immobilie, und Vermieter Michael Möller äußerten Bedenken. „Im alten Stadtkern gibt es dafür keinen Platz. Sollen die Tonnen vor den Schaufenstern stehen?“, fragte Möller. „Es gibt immer eine Lösung“, erwiderte Eberle. Um die auch vor Ort mit Hauseigentümern zu finden, will die Abfallberatung in der Übergangsphase personell aufstocken.
Die Gebühr soll nach einer Umstellung stabil bleiben. „Ich gehe davon aus, dass es keine großen Veränderungen gibt“, sagte Doris Abel vom Steueramt. Am 16. September berät der Ausschuss für Umwelt und Ordnung einen neuen Verwaltungsvorschlag. Der wird Aspekte des Dialogs beinhalten.