Ein Blitzer mit Freunden und Feinden

Wülfrath. Selten hört man Menschen begeistert von Blitzgeräten sprechen. Als gestern das WZ-Mobil Halt auf dem Heumarkt machte, um mit den Bürgern über die neue Anlage an der Tillmannsdorfer Straße zu sprechen, gab es einige leidenschaftliche Bekenntnisse von Blitzer-Freunden.

Foto: Friedhelm Reimann

„Das ist das Schönste, was es gibt“, sagt etwa Helmut Müller (77). „Das war bisher höllisch. Dass da nichts passiert ist, hat mich immer gewundert“, sagt er. Jetzt werde endlich wieder langsamer gefahren. Bernd Gützloe(71) hat in der Vergangenheit sogar die Kreuzung mit der Dorfstraße gemieden, aus Angst vor den Autos, die mit hoher Geschwindigkeit über die Tillmannsdorfer Straße auf Düssel zugeschossen kommen. Er meint: „Die Anlage müsste nur etwas näher an die Ampel dran, weil viele hinter dem Blitzer schon wieder Gas geben.“

Foto: Simone Bahrmann

Ralf Hezel, Kreisverkehrswacht

Dass die moderne Säule nicht nur Freunde hat, zeigt sich daran, dass sie schon vier Mal von Unbekannten beschädigt wurde. Wolfgang Haese (74) ist ebenfalls kein Fan: „Diese Anlage gehört nicht dahin. Das ist keine Gefahrenstelle, also reine Abzocke.“ Zudem würden die Bürger dort doch eh normal fahren. „Man muss ja langsam dort fahren, weil die Kurve so gefährlich ist“, wirft ein Wülfrather ein, der anonym bleiben möchte.

Ralf Hezel sieht das anders. Die WZ hatte den Experten von der Kreisverkehrswacht Mettmann eingeladen, um die Bürgern über die Gründe für einen Blitzer an dieser Stelle zu informieren. „Bevor wir die Anlage aufgestellt haben, haben wir dort an drei Tagen die Geschwindigkeit gemessen“, berichtet er. Das Ergebnis war eindeutig: Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrer lag bei 50 Stundenkilometern — obwohl in der Kurve gerade einmal 30 erlaubt sind. „Wir haben sogar einen Fahrer mit 115 km/h gemessen und einen Rotlichtverstoß an der Ampel beobachtet“, berichtet Hezel verblüfften Bürgern am Mobil.

Die Messung war die Grundlage für den Kreis, den Blitzer an dieser Stelle aufzubauen. Seit 2013 dürfe auch dort ein festes Messgerät installiert werden, wo dauerhaft mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wird. Egal ob Unfallschwerpunkt oder nicht.

Walburga Lambrecht, Vorstandsmitglied der Wülfrather CDU, wohnt in Düssel und lässt das Argument „kein Unfallschwerpunkt“ auch nicht gelten. „Muss da denn erst einer sterben?“, fragt sie. Die Politikerin ist heilfroh über die Anlage: „Ich habe schon oft Kinder gesehen, die sich an der Ampel kaum über die Straße trauten, weil dort so gerast wird.“ Zudem leide sie als Anwohnerin unter der Geräuschkulisse der Schnellfahrer.

Joachim Reuschel (69) mag zwar auch keine Raser, für ihn bleibt aber ein unguter Beigeschmack bei der Messstation. „Man erkennt diese Säule doch gar nicht als Blitzer. Die Form soll einen täuschen.“ Für ihn sei das eine Geldfalle. Auch wegen des Standorts. „Erst ist da 50, dann 30, dann kommt direkt der Blitzer.“

Solche Argumentation kann Andrea Morgenthal (52)nicht verstehen. Sie sagt: „Jeder Blitzer ist grundsätzlich richtig. Würden alle vernünftig fahren, bräuchte man auch die Blitzer nicht.“ Walburga Lambrecht hat sogar noch weitreichendere Wünsche. So solle doch auch in die andere Richtung geblitzt werden — und am besten auch Motorradfahrer. Ralf Hezel versprach, dass der Kreis das im Auge behält. Doch für die Zweiradfahrer braucht man die Polizei vor Ort, weil ein geblitzter Motorradfahrer auf Fotos meist nicht zu identifizieren ist.