Israel: Freundschaft wird nun offiziell

Wülfrath. Wenn Hans-Werner van Hueth, Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales, heute Vormittag im Rathausfoyer 21 Schüler sowie zwei begleitende Lehrkräfte begrüßt, ist das etwas Besonderes. Nicht nur, weil es sich bei den 23 Gästen um eine Delegation aus der israelischen Stadt Be’er-Tuvia, die 40 Kilometer südlich von Tel Aviv liegt, handelt.

Foto: abz

Sondern weil nun aus diesem bislang lockeren Verbund auf Schulebene — junge Leute aus Be’er-Tuvia sind hier seit 2008 zu Gast, Wülfrather besuchen im Gegenzug die israelische Stadt — eine Städtefreundschaft (Infobox) werden soll.

Maßgeblich initiiert hat diese Idee der offiziellen Verbindung Klaus-Peter Rex. Er ist Mitglied des LOT e.V. Vorstands. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Erinnerung an den Holocaust unter Jugendlichen wachzuhalten und die Begegnung unterschiedlicher Religionen zu ermöglichen.

Klaus-Peter Rex, LOT e.V.

„Eine solche Städtefreundschaft ist ein ehrlicher Schritt“, beschreibt der Pfarrer die Bindung. „Die Idee ist, sich zunächst vier oder fünf Jahre miteinander zu erproben.“ Dann soll resümiert werden, was in dieser Zeit zur Festigung der freundschaftlichen Bande passierte, ob das Miteinander ausbaufähig ist und ob entsprechend ambitioniert zwischen Be’er-Tuvia und Wülfrath der lebendige Austausch vertieft werden soll. Denkbar wäre für den Pfarrer ein Bund wie zwischen der britischen Partnerstadt Ware und Wülfrath, möglich etwa ein Austausch in sportlicher oder künstlerischer Hinsicht. Auch wirtschaftliche Zusammenarbeit sei nicht ausgeschlossen. Das britische Ware ist seit 1971 Partnerstadt, Bondues in Frankreich seit 2003.

Klaus-Peter Rex, LOT e.V.

„Bislang fußt das gemeinsame Miteinander auf dem Schüleraustausch“, sagt der Pfarrer über die israelisch-deutsche Verbindung. Sie gibt es seit acht Jahren, sieben davon bereits partnerschaftlich mit der High School von Be’er-Tuvia. Etwa 170 Wülfrather Teenager waren bislang in Israel, ebenso viele Israelis in der Kalkstadt, „es gibt also einen hohen Prozentsatz Wülfrather Bürger, die bereits Israelis zu Gast hatten“, bilanziert er die enge deutsch-israelische Partnerschaft.

Weil es darüber hinaus bereits Eltern gab, die „auf eigene Faust“ nach Be’er-Tuvia reisten und es viele Menschen gibt, die ebenfalls an Land und Leuten Interesse bekundet haben, ist die Idee der Städtefreundschaft entstanden. „Eigentlich stellte der Bürgermeister der Gemeinderegion Be’er-Tuvia mit seinem Schreiben vom August vergangenen Jahres sogar den Antrag auf eine Städtepartnerschaft“, erinnert sich Pfarrer Rex an den entsprechenden Briefwechsel. Dass es „schwierig bei der gegenwärtigen Haushaltslage“ sei, einem solchen Antrag nachzukommen, versteht er. Das wäre nämlich mit Kosten und Personalaufwand verbunden. Allein für die urkundliche Entstehung der Partnerschaft würden, je nachdem, in welcher Stadt die entsprechenden Dokumente unterzeichnet würden, 4700 bis 5700 Euro Kosten entstehen, wie es für eine entsprechende Beschlussvorlage vom Mai dieses Jahres errechnet wurde.

Da ist die Städtefreundschaft preiswerter, die kostet die Stadt nämlich nichts. Zumal der umtriebige Pfarrer die zarten Bande weiterentwickeln würde. Am 3. September soll ab 19 Uhr diesbezüglich im Sitzungssaal des Rathauses getagt werden. Interessierte Mitstreiter sind herzlich willkommen. „Wenn der Aufbau gelingt und abzusehen ist, dass sich langfristige Bindungen zwischen Be’en-Tuvia und Wülfrath entwickeln, kann erneut darüber nachgedacht werden, ob eine dritte Städtepartnerschaft geschlossen werden soll“, heißt es dazu in der Beschlussvorlage.