Gertrud Brüggemann kämpft für Senioren
Die Vorsitzende des Seniorenrates ist 75 Jahre alt geworden und dennoch kein bisschen leise.
Wülfrath. 75 Jahre ist sie in den vergangenen Tagen geworden, doch von leiseren Tönen ist keine Spur. Gertrud Brüggemann, Vorsitzende des Seniorenrates, kämpft, um das Leben der älteren Mitbürger gut und vor allem einfacher zu gestalten.
Manchmal ist sie genervt. „Vieles dauert zu lange. Anträge, die vor Jahren gestellt wurden, sind immer noch nicht erledigt“, sagt sie. „Kein Geld“, hört sie oft aus dem Rathaus. Oder: „Das ist in Arbeit.“
„Manchmal fühle ich mich wie in Schilda“, sagt Gertrud Brüggemann. Probleme, die längst gelöst waren, tauchen wieder auf. Hunde waren auf dem Marktplatz nicht zugelassen. Doch durch die neue Marktordnung wurde das geändert. Die Tiere dürfen, zum Missfallen vieler, Herrchen und Frauchen bei den Einkäufen begleiten. Prompt hob ein Hund an einem Blumenstand das Bein. Der Marktbeschicker war höchst verärgert und beschwerte sich.
Es gibt aber auch Erfolgsgeschichten. Dass nicht nur Senioren in Supermärkten auf Stühlen und Bänken Platz nehmen können, ist Verdienst des Rates. Jahrelang haben die Mitglieder zudem für einen glatten Gehstreifen auf der Wiedenhofer Straße gekämpft. Rollstuhl- und Rollatorfahrer kamen mit dem Kopfsteinpflaster nicht zurecht — und das auf einer Straße, auf der das Altenheim August-von-der-Twer beheimatet ist.
Wunsch der Senioren war es zudem, dass sich ein Internist ansiedelt. „Das ist im Sande verlaufen“, sagt Brüggemann. Der Seniorenrat will aber dafür streiten, dass Notärzte und diensthabende Apotheken nicht weit auseinander liegen.
Traurig sind viele ältere Wülfrather über den Abriss der Stadthalle. „Nicht jeder kann zum Konzert nach Velbert fahren, wenn Wülfrather Chöre auftreten“, bedauert Brüggemann. „Die Kultur in Wülfrath wackelt“, sagt sie. Ganz schlimm findet sie daher auch die Diskussion um die Schließung des Zeittunnels.
„Andere Städte wären froh über solch einen Schatz. In Wülfrath wird die Erdgeschichte dargestellt, in Mettmann Menschheitsgeschichte. Das liegt nicht weit auseinander. Warum kann man da keine Verbindung herstellen?“ Junge Familien wolle man anlocken, aber womit, stellt sie die Frage: „Was wird denn geboten?“
In zwei Jahren wird der Seniorenrat neu gewählt. Mischt die 75-Jährige, die seit 2006 Vorsitzende des Gremiums ist, auch dann wieder mit? „Mal sehen“, sagt sie. Aber viele glauben, sie kämpft weiter — für ihr Wülfrath.