Gläubige suchen zusammen den Weg
Die Annäherung der beiden Konfessionen stand im Fokus des ökumenischen Gottesdienstes zum Christusjahr im Jahr des 500. Jubiläums der Reformation.
Neviges. Der ökumenische Gottesdienst zum Christusjahr im Jahr des 500. Reformationsjubiläums stand ganz im Zeichen der Annäherung der beiden Konfessionen. Die Besucher wurden am Eingang des Wallfahrtsdoms von nahezu lebensgroßen Pappfiguren des Reformators Martin Luther und Papst Franziskus begrüßt. Am Altar standen neben den Superintendenten der Kirchenkreise Niederberg und Düsseldorf-Mettmann, Jürgen Buchholz und Frank Weber, der Kreisdechant Daniel Schilling: „Die Idee zu diesen Gottesdienst kam von den Evangelischen“, erklärte der katholische Geistliche, dessen protestantische Kollegen sichtlich Freude daran hatten, „in dieser großartigen Kirche“ stehen zu dürfen.
Frank Weber erinnerte daran, dass die Reformation viel Leid durch Trennung, Rechthaberei und Krieg über die Menschen gebracht hat. „Die katholische Kirche ist nicht mehr das Ziel des Protestes, wir gehen aufeinander zu, wir suchen und fragen gemeinsam“, stellte Jürgen Buchholz fest und positionierte sich eindeutig zu dem Reformator. Er stellte fest: „Luther hat viel Gutes gesagt und getan, aber seine Schriften gegenüber Juden und den Muslimen seiner Zeit — das geht gar nicht, dazu sagen wir Nein.“
Angesichts des vergangenen Wahlsonntags, wo sich wenige absondern wollten, forderte Jürgen Buchholz die Christen auf, in die Mitte reinzugehen, da wo die Menschen sind, die nach Hilfe und Unterstützung suchen. „Nicht weglaufen, sondern sympathisch werden und sich verwickeln lassen“, formulierte er seine Hoffnung. „Wir haben die Verantwortung, Brücken statt Mauern zu bauen“, so die Forderung von Frank Weber, der weg vom Konfessionsstreit kommen möchte: „Die wirklichen Sorgen sind ganz andere. Wir sollten dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Mund reden.“
Martin Richter, Kreisdirektor
„Wir dürfen den Verhandlungstisch nicht verlassen“, so Daniel Schilling, der davon überzeugt ist, schon einige ganz große Schritte gemacht zu haben. Jürgen Buchholz wandelte Luthers bekannten Ausspruch vor dem Reichstag in Worms „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ ab: „Hier stehen wir, wir können es auch anders.“
Um die Mitte der Gesellschaft zu stärken, waren besonders jene eingeladen, die im Kreis und den Städten politische Verantwortung tragen. Aus diesem Grund wandte sich Kreisdirektor Martin Richter als Vertreter des Landrates an die Zuhörer und wünschte sich, dass auf dem Weg der Einheit fortgeschritten wird. Er forderte, jetzt aufzustehen und aufeinander zuzugehen. „Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Menschen interessiert der Konfessionsstreit nicht mehr“, brachte er die allgemeine Stimmung auf den Punkt und betonte, dass sich der Kreis und seine zehn Städte den schwächsten der Gesellschaft und dem Naturschutz verbunden fühlten und beschrieb in einem regelrechten Werbeblock die entsprechenden gesellschaftlichen Felder im Kreis.
Seine besondere Wirkung erhielt der Gottesdienst zu dem epochalen Jubiläum durch die die Pantomiminnen Annedore Wirth und Irmela Boden, die unter anderem die Bibellesung der Emmausgeschichte begleiteten, gefühlvoll untermalt durch die sensiblen Saxophon-Klänge von Birgit Riepe. An der Orgel unterstützte Ansgar Wallenhorst die mystische Atmosphäre. Wie es sich für Menschen aus dem Neanderland gehört, wurde zum Abschluss das bekannte Kirchenlied „Lobe den Herren“ gesungen. Den Text verfasste niemand anders als Joachim Neander, jener Theologe und Namensgeber des einst sehr idyllischen Tales, in dem Menschheitsgeschichte sichtbar wurde.