Historiker: „Abriss wäre eine Schande“
Neviges. „Es wäre schon eine Schande, würde man dieses historische Gebäude einfach abreißen.“ Das sagt Gerhard Haun. Der Nevigeser Historiker kennt sich im Stadtteil aus wie sonst kaum jemand.
„Die Stadthalle ist das einzige Beispiel für den Stil ,Neues Bauen’ in der ganzen Stadt“, betont Haun. Diese Art, Gebäude zu errichten, sei stark vom Bauhaus-Stil geprägt. Auch in Velbert-Mitte habe es ein ähnliches Gebäude gegeben, die Jubiläumshalle von 1927, die aber im Krieg zerstört wurde.
Maßgeblichen Einfluss hatte in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Stadtbaumeister Prahl. „Er hat zum Beispiel Siedlungen geplant, die immer wieder von Grünzügen unterbrochen waren“, weiß Haun. Und bei der Entwicklung der Wilhelmstraße fand der Stadtbaumeister, dass dort die Stadthalle entstehen sollte, die zunächst eine Turnhalle war. Die Bevölkerung war erst nicht begeistert, dennoch wurde der Bau 1926 eingeweiht.
Die Turnhalle entwickelte sich, bekam Bühnenverkleidung und Beleuchtung. „Auch die Nazis haben sie gerne als Start- oder Endpunkt für ihre Aufmärsche genutzt“, so der Historiker.
Nach der Währungsreform zog der Kulturbetrieb wieder ein, nach der kommunalen Neugliederung wurden dort auch Veranstaltungen des städtischen Kultur-Abos gegeben. Doch die Besucherzahlen gingen zurück, die räumlichen Möglichkeiten waren begrenzt. Die Halle entsprach nicht mehr den Vorschriften. Anstatt wie zuvor 600 bis 700 Besucher hätte sie nach modernem Brandschutz vielleicht noch 200 Menschen Platz bieten können — ganz sicher nicht wirtschaftlich.
Haun ist sich darüber im Klaren, dass es schwierig ist, ein schlüssiges Benutzungskonzept zu erstellen und vor allen Dingen umzusetzen. „Aber ich bin überzeugt, dass man was draus machen könnte.“ Ein Parkplatz könne doch nicht die Alternative sein. kor