Stadthalle: Durchfegen reicht nicht
LVR glaubt, das Haus könne umgebaut werden. Etwa zu Büros oder einer Moschee.
Der große Saal der Stadthalle Neviges schläft einen Dornröschenschlaf. Eine dicke weiße Schicht liegt auf dem Parkettboden, wie auf einem Schrank, der seit Jahren kein Staubtuch mehr gesehen hat. Der Dreck ist eigentlich Pulver und stammt aus den Feuerlöschern, die mitten im Saal liegen, ebenso wie ein zertrümmerter PC—Monitor. Die geschlossene Veranstaltungsstätte der Nevigeser hatte Besuch von irgendwelchen Rowdys, die vielleicht die letzte große Show in diesem alterwürdigen Saal abgezogen haben.
Die Stadt möchte das denkmalgeschützte Gebäude wegen seiner Unwirtschaftlichkeit abreißen und einen Parkplatz an gleicher Stelle errichten. Doch noch immer sperrt sich das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Nach den Ferien gibt es ein neues Treffen zwischen Stadt und Denkmalschützern. Rainer Helfers, bei der Stadt Velbert zuständig für den Denkmalschutz, schüttelt den Kopf: „Wir haben alle Argumente ausgetauscht. Das kostet jetzt eigentlich nur noch Zeit.“ Man sei ja für alles offen — aber es fehle eben der Investor. In den vergangenen Jahren habe es mindestens zwei Begehungen gegeben, einmal auch mit einem Architekten. Nach einem Blick in das verfallene Gemäuer, sei die Rückmeldung ausgeblieben.
Manuel Villanueva-Schmidt, Leiter der Abteilung Planen und Bauen, des städtischen Immobilienservices scherzt: „Einmal Durchfegen hilft hier schon lange nicht mehr.“ Nach den aktuellesten Berechnungen würde es mindestens 1,5 Millionen Euro kosten, das Haus an der Wilhelmstraße wieder vorzeigbar zu machen.
Überhaupt nicht überzeugt von der Argumentation der Verwaltung sind die Denkmalschützer vom LVR. Maria Kampshoff von der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege sagt: „Für mich ist noch völlig offen: Wurden wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft?“ Darunter versteht sie auch die Beantragung von Fördergeldern für eine Revitalisierung.
Zudem weist sie darauf hin, dass nicht nur Veranstaltungsbetrieb in der Nevigeser Stadthalle denkbar ist. „Wir müssen auch über eine mögliche andere Nutzung sprechen“, sagt sie und beruft sich dabei auf das Denkmalschutzgesetz. Die Bandbreite der Möglichkeiten für eine solche Immobilie sei groß. „Das geht vom Tanzstudio über Büroräume bis hin zu einer Moschee“, nennt die Denkmalschützerin theoretische Möglichkeiten.
Erst wenn die Landesbehörde überzeugt ist, dass die Stadt Velbert auch diese Alternativen zumindest geprüft hat, könne einem Abriss zugestimmt werden. So sieht es danach aus, als hätte die Stadt noch Hausaufgaben vor sich, bevor die Abrissbirne durch das altehrwürdige Haus fegen darf.