Im Dorf fest verwurzelt
Lintorf ist für den gebürtigen Essener Hans Lumer zur Heimat geworden. Besonders fürs Schützenbrauchtum setzt er sich ein.
Lintorf. Eigentlich müsste diese Folge unserer Serie "Mein Lintorf" heißen. Befragt nach den Lieblingsorten, an denen er sich wohlfühlt, nannte Hans Lumer nur Flecken in seinem Stadtteil. Obwohl nicht "Ureinwohner", ist er doch Lintorfer durch und durch.
Kurz nach dem Krieg sei er, gebürtiger Essener, nach Lintorf gekommen, ist schnell heimisch geworden und liebt das "Dorf". Und auch seinen Garten - eine grüne Oase, liebevoll angelegt und gut gepflegt. "Einmal in der Woche kommt ein Helfer für die schweren Arbeiten, ansonsten halte ich alles noch selbst in Ordnung", erzählt der rüstige 84-Jährige. Früher hatte er richtig zugepackt, vor allem in den Anfängen. Als er vor knapp 60 Jahren nach Lintorf kam, musste er sich beim Wohnungsamt um ein Grundstück bewerben. "Damals wurden die Flächen noch bewirtschaftet."
Zusammen mit einem guten Freund aus gemeinsamen Schultagen, den er im Krieg aus den Augen verloren, dann aber wieder getroffen hatte, kaufte sich Hans Lumer ein 1400 Quadratmeter-Grundstück an der Straße Am Kreuzfeld, das die beiden halbierten. "Der Quadratmeter kostete zu dieser Zeit 2,50Mark", erinnert sich Lumer noch genau.
Was sich heute als Mega-Schnäppchen anhört, war damals für den jungen Absolventen der pädagogischen Akademie ein Haufen Geld. 1952 heiratete er seine Frau Ruth und wollte bauen. Womit? "Wir hatten nicht viel. Das Land gab einem 5000 Mark als Hilfe - geliehen natürlich." "Da die Lumers noch keine Kinder hatten, durften sie nicht mehr als 75 Quadratmeter haben. Von Hand wurde der Boden für den Keller ausgehoben, viel in Eigenarbeit verrichtet. "Um alles schaffen zu können, haben wir zehn Jahre auf Urlaub verzichtet." Damit auch im Garten ein bisschen Grün steht, hatte Lumer aus dem Wald an der Rehhecke ein paar junge Birken ausgegraben und bei sich eingepflanzt. Mit der Geburt der vier Kinder wurde das Häuschen jedoch schnell zu eng, so dass angebaut werden musste.
Von einer Besiedelung, wie man sie heute kennt, war damals nicht die Rede: "Bis zur Kirche gab es nur noch drei Häuser. Ringsum war fast freies Land und die Kühe stande bis hierher an unseren Gartenzaun", erinnert sich Hans Lumer. Übrigens: Zehn Jahre später war der Quadratmeterpreis schon auf 40 Mark geklettert, heute liegt er bei rund 300 Euro.
Und "nebenbei" trat Hans Lumer seine Stelle als frisch gebackener Lehrer an der Johann-Peter-Melchior-Schule an, die damals im Rathaus untergebracht war. "240 Kinder, zwei alte Lehrerinnen" - erinnert sich Lumer an die Nachkriegsverhältnisse. Die Eduard Dietrich-Schule hatte damals zwei Klassen. Durch seine Tätigkeit als Lehrer aber auch durch sein Engagement in der Schützenbruderschaft kannte Lumer bald jeden im Dorf - und jeder kennt ihn. "Das war damals aber alles auch noch viel übersichtlicher."
Bei den Schützen wurde er Vorsitzender - insgesamt 31 Jahre lang. 1967/68 wurde er Schützenkönig im Dorf. Auch in der Gemeinde engagierte er sich stark - 40 Jahre lang im Kirchenvorstand. Heute lässt der Mann mit den verschmitzten Augen es eher langsamer angehen. Die Gartenarbeit hat ihm sein Arzt empfohlen, bei den Schützen ist er Ehrenvorsitzender und am liebsten ist er aber mit seinen Enkelkindern zusammen.