Wülfrath: Tausendfacher Protest

Kita Düssel: Bürgermeisterin kritisiert die „betonartige Haltung“ ihres Wuppertaler Kollegen.

Wülfrath. "Wir sind der Schatz im Acker der Gemeinde" singen an diesem Donnerstagmorgen Mädchen und Jungen vor dem Rathaus. Wie passend. Wiesen und Felder, das waren einst der Radenberg und auch Teile Oberdüssels und den Kirchenfelder Weges. Heute sind ehemalige Ackerflächen das beliebte Wohngebiete für Familien in Wuppertal an der Stadtgrenze zu Düssel. Viele Kinder, die gerade singen, wohnen dort, gehen aber in die Kindergärten Düssels. Noch.

Seit Monaten schwingt das Damoklesschwert über der Zukunft der katholischen und evangelischen Kitas. Wülfrath will nicht mehr allein für die Betreuung Wuppertaler Kinder in Wülfrather Einrichtungen aufkommen. Wuppertal sieht Wülfrath als allein zuständig. Mehr als 1600Wülfrather und Wuppertaler haben sich mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der Einrichtungen eingesetzt.

Nun übergeben die Mütter Birgit Merten und Claudia Rosslan die Unterschriften-Mappe an Bürgermeister Barbara Lorenz-Allendorff. Der Termin beim Wuppertaler Oberbürgermeister wurde bekanntlich abgesagt. Peter Jung hat kein Interesse an den Unterschriften...

"Die Leute können nicht verstehen, dass sich der Wuppertaler Bürgermeister nicht für die Belange von Wuppertaler Eltern und Kindern einsetzt", sagt Kita-Aktivist Dieter Grävingholt. Mehr als die Hälfte der Unterschriften haben Wuppertaler geleistet. Dass dies bei den Überlegungen Jungs offenbar bedeutungslos ist, sorgt unter den Familien im Umfeld der Kindergärten für Zorn.

"So wird Politikverdrossenheit geschürt", sagt beispielsweise Volker Merten. Dorothee Meinhard, Vorsitzende des Düsseler Bürgervereins, "wird angesichts dieser Arroganz der Macht regelrecht aggressiv". Sie hatte sich vergangene Woche in einem Brief an die betroffenen Städte und deren Ratsfraktionen gewandt. Jung habe den Briefeingang bestätigt, seine Zuständigkeit verneint. "Die Parteien aus Wülfrath haben aber gar nicht reagiert", merkt sie aber auch an.

Die Kampfeslust in Düssel ist ungebrochen. "Wir sind Gemeinde" steht auf einem Schild, das ein Kind hoch hält. "Kinder kennen keine Grenzen", ist auf Schildern und Buttons zu lesen. Bürgermeisterin Lorenz-Allendorff mag diesen Spruch. "Der trifft die Situation doch bestens", sagt sie.

Lorenz-Allendorff nimmt die Unterschriften-Übergabe zum Anlass, "noch einmal den Versuch zu starten, mit meinem Kollegen Peter Jung ins Gespräch zu kommen", will sie Grenzen überwinden. Wülfrath werde Wuppertal um ein Gespräch bitten, "um eine gemeinsame eine Lösung zu finden".

Und: "Wir haben einen Weg aufgezeigt. Darüber muss man doch sprechen können", betont Lorenz-Allendorff. Gegenüber der WZ sagt sie schließlich, dass eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung über die Kostenverteilung möglich sei. "Die würde auch das Land befürworten. Der Gesetzgeber lässt so etwas zu." Sie verweist darauf, dass Land und Bezirksregierung Gespräche zwischen den Städten anmahnen. Ihr Wunsch: "Dass Wuppertals Oberbürgermeister seine betonartige Haltung ablegt und endlich an einer Lösung mitwirkt."