Spannende Ausstellung Vogelspinne gibt sich handzahm
Wülfrath. · Rund 200 Tiere beherbergte jetzt die XXL-Spinnen- und Insektenausstellung in der Kathedrale in Schlupkothen.
Eigentlich ist Emilia, so rein aus Frauensicht, in gewisser Weise zu beneiden, denn: Sie braucht sich ihre Beine nicht zu rasieren. Emilia ist nämlich eine „Theraphosidae“, eine Vogelspinne, und da gilt sogar: je mehr Flausch, umso besser. Und so stellt sich die rostbraunfarbene Emilia nicht nur vor ihrem Spiderman gerne zur Schau, auch bei Ausstellungen – wie jetzt in der Kathedrale in Schlupkothen – zeigt sich das handtellergroße Tier von seiner schönsten Seite, sehr aktiv, klettert schon mal an der Seitenwand hinauf. „Die habe ich gerade schon auf der Hand gehabt“, erzählt Besucherin Mailin, sieben Jahre, aufgeregt, „das kribbelt und kitzelt.“
Meikel Liebe lacht. Alle ausgestellten Tiere sind im Privatbesitz des 18-jährigen Tierpflegers, jedes Einzelne, jede Spinne, jede Schlange, jede Gottesanbeterin, kennt er in seinen Eigenarten ganz genau. „Emilia ist klasse, eine ganz liebe und ruhige Vogelspinne, solange ich dabei bin, kann sie jeder auf die Hand nehmen. Becky ist da schon etwas schwieriger.“
Vielleicht liegt es daran, dass die lackschwarze Vogelspinne Becky der Methusalem unter den Ausstellungspinnen ist. „Sie ist 28 Jahre alt“, erklärt Meikel Liebe,“ die älteste in Gefangenschaft registrierte Vogelspinne ihrer Gattung ist 30 Jahre alt“. Becky denkt gar nicht daran, sich zu bewegen, obgleich eine rund sieben Zentimeter lange Schabe direkt vor ihr her kriecht, eine große Grille (noch) fröhlich im Terrarium umher hüpft. „Es kann sein, dass sie gerade keinen Hunger hat“, mutmaßt der Fachmann, „aber manchmal ist sie schlicht zu faul, sich zu bewegen. Und deshalb muss sie jetzt ein wenig Sport machen.“
Meikel öffnet den kleinen Glaswürfel und holt Becky hinaus, in langsamer Rotation bewegt er seine Hände so, dass die alte Spinnendame laufen muss. Mailin und ihre Freundin Luise sind hochinteressiert. „Ich finde Spinnen ganz toll“, schwärmt Luise, „ich hab gar keine Angst vor denen.“
Die Leidenschaft für Amphibien und Reptilien hat Meikel, wie auch seine drei Brüder, vom Vater übernommen. Weil immer mehr Tiere hinzukamen, die bestmöglich artgerecht gehalten werden sollen, musste eine große Halle angemietet werden. Die Stromkosten aufgrund der unzähligen Licht- und Wärmequellen schossen in die Höhe. „Da hatte ich die Idee, dass wir unsere Tiere ausstellen und die Kosten ein wenig mit den Eintrittspreisen deckeln können“, erinnert sich Meikel und setzt Becky vorsichtig zurück in ihr Gehege, „so sind wir jetzt einmal im Monat unterwegs und freuen uns über die vielen Interessenten, aber auch die interessanten Fachgespräche.“
Das Chamäleon namens Walter
ist alles andere als schüchtern
Ein junger Mann beobachtet fasziniert die Schlangen, Mailin und Luise haben Walter, das Chamäleon, entdeckt. Neugierig lugt es von seinem Ast aus zurück, verdreht einzeln beide Augen und schillert in prächtigen Blaugrün-Tönen. „Walter ist total aus der Art geschlagen“, informiert Meikel, „normalerweise sind Chamäleons sehr schüchtern, aber Walter muss immer alles ganz genau mitkriegen.“ Mit einem beheizten Lkw ist das Familienunternehmen aus Bonn angereist. Dass es den Tieren gut geht, hat höchste Priorität. „Wir müssen die Temperaturen konstant halten, dafür habe ich vorgeheizte Gummimatten. Ich habe eine riesige Verantwortung für all diese Lebewesen“, betont der junge Tierpfleger, „deshalb nehme ich auch jedes Tier auf, dass sich in einer Notsituation befindet oder nicht artgerecht gehalten wird. Es bricht mir sonst das Herz.“