Kanalsanierung in Ratingen: Baustelle vergrault Kunden
Die Arbeiten auf der Bechemer Straße dauerten länger als geplant. Händler klagen über Verluste von 20 Prozent.
Ratingen. Rot-weiß ist seit Wochen die dominierende Farbe auf der Bechemer Straße zwischen Europaring und Hans-Böckler-Straße. Rot-weiß sind die "Einfahrt verboten"-Schilder, rot-weiß sind die unzähligen Absperrgitter, die seit Anfang April die Bechemer Straße zieren.
Seitdem ist der Straßenabschnitt für den Durchgangsverkehr gesperrt, auch die dort entlang fahrende Buslinie wird umgeleitet, die Haltestelle wurde verlegt. Lediglich Anlieger dürfen einfahren - wenn die Straße nicht mal wieder komplett gesperrt ist.
Die ortsansässigen Händler sind inzwischen genervt, weil die Baustelle ihnen immer noch die Kunden abspenstig macht. "Eigentlich sollte Anfang Mai alles vorbei sein", klagt Roland Bojak. Der Inhaber des Zoo- und Angelfachgeschäftes verzeichnet einen Kundenrückgang von gut 20 Prozent.
"Die Leute sind eben bequem. Wenn sie weiter laufen müssen, bleiben sie einfach weg." Zum Glück gebe es um die Ecke den neuen Parkplatz am Stadthallenpark. "Der müsste bleiben, der ist wichtig für die Händler hier."
Auch sein Kollege auf der anderen Straßenseite leidet unter dem Ausbleiben der Kundschaft. "Bestimmt 20 Prozent weniger", sagt Wolfgang Degen, Besitzer des Modellbaugeschäftes. Eine Woche vor Beginn der Bauarbeiten hätte er Bescheid bekommen. Dann gab es noch ein Rundschreiben, dass bis zum 8. Mai alles vorbei sei.
"Ich habe viele ältere Kunden, und die kommen nun mal mit dem Auto." Mit Grausen erinnert sich Degen an die Bauarbeiten vor einigen Jahren. "Damals hatten die mir das ganze Weihnachtsgeschäft verhagelt." Erst wenn die Straße wieder richtig für den Durchgangsverkehr offen ist, kämen die Kunden wie gewohnt.
Leidtragende ist auch Gisela Frölich. Das wichtige Muttertagsgeschäft fiel in ihrem Blumenladen dieses Jahr deutlich schlechter aus. Sogar die Stammkunden, von denen viele mit dem Auto vorbeikämen, seien ausgeblieben. "Zum Muttertag sollte die Baustelle beendet sein. Jetzt hat man uns versprochen, dass diese Woche die Arbeiten fertig sind."
Anfang nächster Woche werde der Straßenabschnitt wieder uneingeschränkt für den Verkehr freigegeben, versichert Dirk Winkelmann, Abteilungsleiter im Tiefbauamt. Er hat Verständnis für den Ärger der Händler und Anwohner, die Verzögerung bei den Arbeiten sei aber nicht vorhersehbar gewesen.
Während die Sanierung des Abwasserkanals wie geplant verlaufen ist, gab es massive Probleme mit den Hausanschlüssen. Viele waren so marode, dass die Straße doch aufgerissen werden musste. "In alle Abzweigungen waren wir bei der Vorbesichtigung mit dem Kanalroboter nicht hingekommen. Da hat es jetzt die eine oder andere Überraschung gegeben."
Natürlich komme es auch immer wieder vor, dass Bauarbeiten sich durch das Arbeitstempo der Firmen verzögern, doch das sei diesmal nicht der Grund: "Kanalsanierer sind derzeit stark gefragt, die haben reichlich Aufträge."