Schweinegrippe: Ratingen setzt auf Sicherheit
Stadt und Feuerwehr bereiten sich mit dem Gesundheitsamt des Kreises auf eine Pandemie vor – und rechnen damit, dass sie nicht kommt.
Ratingen. Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Dafür aber wäre der Aufschrei umso lauter, sollte es zur weltweiten Schweingrippe-Seuche kommen und die Stadt Ratingen hätte sich nicht darauf vorbereitet. Heute wird der Hauptausschuss aller Voraussicht nach 158 000 Euro bewilligen, mit denen die Feuerwehr Material eingekauft hat, um der Pandemie zu begegnen, die wohl nie kommt.
Dennoch lagern in Ratingen demnächst 10 000 Schutzanzüge, 28 000 Gesichtsmasken, 20 000 Handschuhe, 20 000 Füßlinge und jede Menge Desinfektionsmittel. "Wir machen das zur Gefahrenabwehr, nicht nur der Schweinegrippe wegen", sagt Feuerwehr-Sprecher Torsten Schams.
Aber seit gestern in New York der erste US-Amerikaner an der Infektion mit dem Virus H1N1 starb, ist das die Gefahr auch in Deutschland wieder bewusster geworden. Allerdings sind hier lediglich 14 Menschen mit dem gefährlichen Krankheitserrreger infiziert. Todesopfer gibt es nicht.
Damit das auch im Ernstfall so bleibt, kooperieren im Kreis Mettmann die Ordnungsämter und Feuerwehren der Städte eng mit dem Gesundheitsamt. "Wir arbeiten an einem Pandemie-plan", sagt der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Jürgen Fritz.
Dessen Ziel ist, der Seuche so zu begegnen, dass sich ihre Folgen in Grenzen halten. Im Klartext heißt das für Ratingen, dass im Rathaus ein Krisenstab zusammentritt, der über das weitere Vorgehen entscheidet. Dann werden bereits ausgesuchte Gebäude in Impfstellen umgewandelt, damit die Bevölkerung schnell vor der womöglich Tod bringenden Krankheit geschützt werden kann.
Damit all das so geschehen kann, braucht die Feuerwehr, was sie vom Hauptausschuss heute wohl bewilligt bekommt. "Die Schutzanzüge sind für bestimmte Leute", erklärt Torsten Schams. Zu diesen Leuten zählen natürlich die Mitglieder des Krisenstabes. Aber auch wichtige Funktionsträger wie der Bürgermeister oder bestimmte Amtsleiter werden ausgerüstet. Außerdem ist die Ausrüstung für Helfer wie etwa Feuerwehrleute gedacht.
"10 000 Schutzanzüge - das hört sich nach viel an, ist es aber gar nicht", sagt Schams. "Wir rechnen damit, dass sie nach acht Wochen aufgebraucht sind." Das selbe gelte für die Atemmasken, von denen jeder Mensch am Tag zwei Stück brauche. Für den Kreis Mettmann beispielsweise wären demnach pro Tag etwa eine Million Stück notwendig.
Dass dies kaum finanzierbar wäre, zeigen schon die knapp 160 000 Euro, die Ratingen jetzt für seine Notfallplanung ausgeben muss. "Wir haben so früh geordert, weil Preise und Lieferzeiten sich momentan sehr ungünstig entwickeln", sagt Schams.
Und wenn die Schweinegrippe-Welle ausbleibt? Dann seien die Ausgaben auch nicht sinnlos gewesen. "Wir benutzen beispielsweise die Schutzanzüge auch für andere Einsätze. Außerdem sind die Materialien bis zu zehn Jahre lagerfähig."
Noch deutet überhaupt nichts darauf hin, dass Deutschland oder gar Ratingen zu einem Schweinegrippen-Zentrum werden könnte. "Was wir tun, ist eine reine Vorsichtsmaßnahme", sagt Jürgen Fritz denn auch. Aber sicher ist sicher. Außerdem sei die Flughafennähe in diesem Fall für Ratingen immer schwierig. Passagiere könnten die Krankheit jederzeit einschleppen.
Während Ordnungsamt und Feuerwehr für den Ernstfall bestens präpariert sind, ist die Medizin noch auf der Suche nach einem Gegenmittel. Einen Impfstoff gegen das Virus H1N1 gebe es noch nicht, hieß es gestern aus dem Gesundheitsamt des Kreises. Bisher werde Patienten das Medikament Tamiflu verabreicht.