Kinder-Betreuung: Die Stadt hat zu wenige Tagesmütter
Derzeit gibt es niemanden, der sich für den Job ausbilden lassen möchte.
Wülfrath. 2008 hatte die Große Koalition beschlossen: Von 2013 an sollte es für Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geben. Das sei ein „Meilenstein“ für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, hieß es.
Dass sich das einfacher anhört, als es umgesetzt werden kann, weiß Gudula Kohn. Sie ist im Jugendamt für das Thema Kindertagespflege verantwortlich. „Wir suchen dringend Tagesmütter.“ Fünf Frauen übernehmen derzeit diesen Job in der Kalkstadt, jede von ihnen betreut fünf Kinder. Das ist am Maximum. Die Tagesmütter sind nötig, weil es zu wenige Kindergartenplätze gibt.
Die Stadt wollte jetzt auf einer Infoveranstaltung um Frauen und Männer werben, die sich als qualifizierte Mitarbeiter engagieren. Das Echo war niederschmetternd: Es erschien niemand, der sich dafür interessierte. Trotzdem gibt man nicht auf. „Wir nutzen jede Gelegenheit, für uns zu werben“, sagt Kohn. In den Familienzentren und auf den Kinderflohmärkten wird auf die Betreuungslücke aufmerksam gemacht.
Allem Engagement zum Trotz ist die Resonanz mau. Vielleicht auch deshalb, weil der Verdienst nicht üppig ist. Doch die Aufgabe ist eine Chance, wieder im Berufsleben Fuß zu fassen und für all diejenigen, die gerne selbstständig Zuhause arbeiten. „Tageseltern übernehmen keine Lückenbüßer-Funktion“, betont Kohn. „Ihnen wird der größte Schatz anvertraut, das ist so etwas wie eine Erziehungspartnerschaft.“
Kandidaten müssen einige Voraussetzungen für die Aufgabe mitbringen. „Sie müssen einen guten Kontakt zu Kindern aufbauen können, belastbar und zeitlich einigermaßen flexibel sein.“ Volljährigkeit, ein erweitertes Führungszeugnis ebenso wie gute Deutschkenntnisse sind Voraussetzung.
Dann erfolgt eine Ausbildung. Das volle Schulungsprogramm dauert 160 Stunden. Der Kursus wird mit einem Test abgeschlossen. Die Qualifikation ist wichtig, denn Kinder sollen nicht nur betreut, sondern erzogen und gebildet werden, sagt Kohn. Tageseltern müssen dafür über geeignete Räume zur Betreuung verfügen.
Das große Plus der Tagesmütter: „Kinder werden in kleineren Einheiten und damit sehr individuell betreut“, was sehr familiennah sei. Auch auf den Bedarf der Eltern könne oft flexibel eingegangen werden.