Kitaplätze: Stadt braucht Plan B

Rechnerisch fehlt der Platz für 50 Kinder. Ob Eltern für dieses Jahr noch berücksichtigt werden, erfahren sie erst abschließend zum Ende des Monats.

Wülfrath. Die Eltern sind unruhig. Platzzusagen für das Kindergartenjahr 2017/2018 gingen am 6. Januar mit der Post heraus. Anfang der Woche begann dann die Zitterpartie: Kommt der Brief noch? Warum ist das Nachbarskind schon benachrichtigt worden? Auch bei Facebook tauschten sich Eltern aus. Andere riefen bei der Stadt an und erkundigten sich nach dem Stand — denn für 2017 sind Kita-Plätze besonders rar.

„Ja, die Nachfragen kamen“, berichtet Jugendamtsleiterin Bärbel Habermann. Doch sie bittet um Geduld. Auch wenn bislang keine Benachrichtigung im Briefkasten lag, gibt es noch die Chance auf einen Kindergartenplatz für dieses Jahr.

So läuft das Prozedere ab: Bei der Vergabe der Betreuungsplätze sind die jeweiligen Träger zunächst in ihrer Entscheidung frei. Dabei spielen dann auch eigene Kriterien wie etwa die Konfession oder ein Geschwisterkind in der Einrichtung eine Rolle. So kriegt nicht zwangsläufig der erste Bewerber auch den ersten Platz.

Nach der postalischen Benachrichtigung in dieser Woche haben die Eltern bis zum 23. Januar Zeit, sich in der jeweiligen Kita zu melden, um den Betreuungsvertrag abzuschließen. Wer sich in dieser Zeit nicht meldet, verliert auch den Anspruch. Deswegen stehen dann unter Umständen wieder Plätze zur Verfügung. „Deshalb sollen Eltern bis zum Ende des Monats warten. Vielleicht werden sie in einem zweiten Verfahren noch benachrichtigt“, so Habermann. Erst am 31. Januar ist die Stunde der Wahrheit gekommen: Dann melden die Kindergärten ihre Neuaufnahmen dem Jugendamt.

Sollten Eltern bis zu diesem Zeitpunkt keine Zusage erhalten haben und einen Betreuungsplatz zum 1. August 2017 benötigen, haben sie die Möglichkeit, ihren Rechtsanspruch auf Betreuung geltend zu machen. Bislang ist es in Wülfrath noch nie dazu gekommen, doch Jugendamtsleiterin Habermann sagt: „In diesem Jahr kann das gut sein.“ Rechnerisch gibt es mindestens 50 Kita-Plätze im Stadtgebiet zu wenig. Eine neue Einrichtung ist in der Planung, wird jedoch kurzfristig nicht für eine Entlastung sorgen können. Und: Alle Kitas sind nach Angaben des Jugendamtes bereits bis zum Limit überbelegt.

Die Stadt wartet nun erstmal ab, ob sie wirklich in Bedrängnis kommt. „Vielleicht machen nicht alle Eltern ihren Rechtsanspruch geltend und finden für sich eine andere Lösung“, sagt Habermann. Allerdings sei man bei der Verwaltung bereits auf den Fall der Fälle vorbereitet. „Wir sind dabei, Lösungen zu finden“, berichtet die Leiterin der WZ.

Eine Möglichkeit seien sogenannte Vorlaufgruppen. Das sind im Prinzip Kindergarten-Gruppen zu einem Kindergarten, der noch gar nicht steht. Unterkommen müssten die Jungen und Mädchen in der Nähe von bestehenden Einrichtungen, um die Infrastruktur, wie etwa das Mittagsessens-Angebot, mitnutzen zu können. Wo das möglich ist? Da sei man derzeit noch in der Recherche. „Es gibt mehrere Ideen“, so Habermann, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr verraten möchte.

Übrigens: Die Betreuung kann die Stadt auch durch eine Tagesmutter gewährleisten. Derzeit gibt es sieben im Stadtgebiet, eine achte springt im Notfall ein. Habermann: „Wir sind aber schon fleißig in der weiteren Akquise.“