Kriminalität in Ratingen: Die Diebe sind aktiver als die Bürger

Die Polizei klagt über viele Einbrüche und wenige Zeugen.

Ratingen. Wenn die Tage kurz werden und die Menschen erst im Dunkeln von der Arbeit heimkehren, ist Hochsaison für Einbrecher. Das ist in jedem Jahr so. In Ratingen in diesem Herbst aber besonders drastisch, stellt die Polizei fest. Seit Monatsbeginn wurden 29 Wohnungseinbrüche bekannt, die meisten davon tagsüber, vor 21 Uhr.

Allein am Mittwoch waren es vier Taten - mit zum Teil erheblichen Folgen: An der Brückstraße hebelten Unbekannte zwischen 9.15 und 15 Uhr erst ein Gartentor, dann ein rückwärtiges Küchenfenster auf, sie stahlen mehrere Armbanduhren, darunter auch teure Exemplare der Marke Rolex. Zwischen 13.15 und 19 Uhr drangen sie in ein Reihenhaus an der Alten Kölner Straße in Breitscheid ein: Sie kamen über ein Verandadach an ein auf Kipp stehendes Fenster im Obergeschoss heran. Beute: Bargeld, Schmuck und eine Kamera im Gesamtwert von mehreren tausend Euro.

Die kurze Zeit zwischen 16.50 und 18 Uhr reichte Tätern zum Einbruch in einen Bungalow am Kaiserberg. Dort wurde ein rückwärtiges Fenster geknackt. Die heimkehrenden Bewohner schreckten die Diebe auf - die flohen mit einer mehreren tausend Euro teuren Uhr. Am Graf-Recke-Weg konnte ein Zeuge Schlimmeres verhindern: Er hörte um 18.10 Uhr verdächtige Geräusche im Garten und schlug zwei Männer in die Flucht, die an der Terrassentür zugange waren: Sie werden als 25 bis 28 Jahre alt beschrieben, einer mit rundem Gesicht, hoher Stirn und blauer Jacke, der andere mit spitzem Kinn und weißer Jacke.

Die Polizei beklagt derweil nicht nur die Aktivitäten der Kriminellen, sondern auch mangelnde Hinweise aus der Bevölkerung. Seit Monatsbeginn hat sie bei der Aktion "Gemeinsam aktiv" um Mithilfe geworben, doch es habe sich gerade mal eine Handvoll Zeugen gemeldet, sagt Polizeisprecher Frank Sobotta: "Dabei helfen oft schon kleine Beobachtungen." Was die Polizei besonders antreibe, seien die persönlichen Katastrophen, die durch die Eindringlinge oft angerichtet würden: Denn wer in seiner Privatsphäre verletzt wird, fühlt sich oft lange nicht mehr sicher, zieht im schlimmsten Fall sogar um.

Die traurige Aufklärungsquote ist ein weiterer Grund: Von den 254 Einbrüchen, die im vergangenen Jahr in Ratingen angezeigt wurden, konnten nur 12,6 Prozent aufgeklärt werden - ein durchaus üblicher Schnitt.