Messerangriff: Jacke rettet Leben
Der 18-Jährige erlitt am Sonntag schwere Verletzungen. Es geht ihm besser. Die dicke Jacke verhinderte Schlimmeres.
Grevenbroich. Die Messerstecherei im Bahnhofsviertel wäre vielleicht noch viel schlimmer ausgegangen, wenn Robin Krause keine dicke Winterjacke getragen hätte. „Die hat mir wohl das Leben gerettet, sagen die Ärzte“, berichtet das 18 Jahre alte Opfer.
Ein Unbekannter hatte ihm in der Nacht zu Sonntag eine Stichwaffe in den Bauch gerammt. Der Grevenbroicher musste im Krankenhaus notoperiert werden. Laut Polizei hatte er „sehr kritische Verletzungen“ davongetragen. Sein gesundheitlicher Zustand ist aber wieder stabil, der junge Mann befindet auf dem Weg der Besserung. „Mindestens eine Woche muss ich aber noch in der Klinik bleiben“, sagt er. Ihm gehe es „den Umständen entsprechend“ gut.
Robin Krause, der eine Geburtstagsfeier in der Bahnhofsgaststätte „RichArt’s“ besucht hatte, war gegen 1 Uhr im Bienefelds Gässchen, nahe der Bahnunterführung, von zwei Männern und einer Frau angepöbelt worden. Dann kam es zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf ein etwa 20 bis 30 Jahre alter Mann mit dem Messer zustach. „Erst dachte ich, dass ich einen Schlag in den Bauch bekommen hätte“, schildert das Opfer.
Die Polizei fahndete in der Nacht nach dem Trio, doch ohne Erfolg. Zeugen der Tat werden zurzeit noch vernommen. Da eine gute Täterbeschreibung vorliegt, hoffen die Ermittler auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung.
Die Schwester des Opfers hat gestern über Facebook die Grevenbroicher um ihre Hilfe und um Hinweise auf die drei Unbekannten gebeten — „damit diese für ihre Tat bestraft werden können“. Wie Polizeisprecherin Daniela Dässel erklärte, gebe es bislang noch keine heiße Spur.
Anlieger im Bahnhofsumfeld beklagen schon seit längerer Zeit, dass sich Pöbeleien und Schlägereien nahezu regelmäßig vor ihren Haustüren abspielten. „Die jüngste Tat hat aber eine ganz andere Dimension“, sagt CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser: „Vor diesem Hintergrund muss allmählich etwas unternommen werden.“ Kaiser erinnert in diesem Zusammenhang an einen Antrag, den seine Fraktion bereits im Frühsommer 2017 gestellt hat. „Wir fordern Verbesserungen im Bahnhofsviertel — vom Streetworker bis hin zu verstärkten Streifen von Ordnungsamt und Polizei.“ Doch: „Getan hat sich bisher nichts“, bedauert der CDU-Chef.
Das stellt auch Martina Suermann von „Mein Grevenbroich“ fest: „Schon seit mehr als einem Jahr wollen wir ein Sozialkonzept für dieses Quartier. Bisher haben wir keine Antwort dazu aus dem Rathaus erhalten“, schildert die Fraktionsvorsitzende verärgert.
Eher zurückhaltend äußert sich die SPD. „Straftaten wie diese können sich überall ereignen, nicht nur an diesem Ort“, sagt das Ratsmitglied Daniel Rinkert. Es sei nicht zu erkennen, dass sich im Bahnhofsviertel mehr Straftaten als in anderen Teilen der Stadt abspielten. „Von daher müssen wir abwarten, was die Ermittlungen ergeben“, sagt Rinkert. Für ihn gelte: Nicht sofort nach Maßnahmen schreien, sondern erst einmal die Lage sondieren.