Landrat schlägt kleine Lösung für Polizeiwache in Weckhoven vor
Weckhoven. Dieser Ortsteil braucht Hilfe. Zumindest in diesem Punkt sind sich SPD und FDP einig. Sie stellen heute unabhängig voneinander im Sozialausschuss den Antrag, im sozialen Brennpunkt Weckhoven ein Stadtteilbüro aufzubauen.
Darin möchte die SPD auch eine Dependance der Polizei einrichten und den Kommunalen Service- und Ordnungsdienst (KSOD) regelmäßig Sprechstunden anbieten lassen.
Bürgermeister Reiner Breuer unterstützt das. „Dadurch wird der Aspekt der Ordnungspartnerschaft mit der Polizei nochmals verstärkt und eine für die Bürger spürbarere Präsenz geschaffen“, hält er in einem Brief an den SPD-Fraktionsvorsitzenden Arno Jansen fest. Doch der Landrat als Chef der Kreispolizeibehörde tut sich schwer. Er sei dankbar für die Anregung, eine Polizei-Dependance in Weckhoven zu schaffen, unterstrich er gestern eine kleine Lösung. Sofern durch die Stadt „ein geeignet ausgestalteter Raum zur Verfügung gestellt werden kann“, bestehe zeitnah die Möglichkeit, dass der Bezirksbeamte diesen für Sprechstunden nutzt.
Diesen Raum hat die Stadt bereits identifiziert: Otto-Wels-Straße 5-11, ein leerstehendes Ladenlokal im Nahversorgungszentrum des Ortsteils. Das könnte für 6000 Euro netto im Jahr angemietet, müsste aber umgebaut werden, heißt es in Breuers Brief. Die Streetworker, die der Landrat eingebunden sehen möchte, will Breuer aber lieber nicht Teil des Stadtteilbüros werden lassen. Die Klienten, die sich an die Streetworker wenden würden, hätten, so formuliert es Breuer höflich, „Vorbehalte gegenüber der Polizei“.
Die Diskussion über eine eigene Polizeiwache vor Ort war im Herbst unter dem Eindruck eines grausamen Falls von Kindesmisshandlung — und dem Tod eines elfjährigen Jungen — in Gang gekommen. Manfred Bodewig nennt diese Tat den Höhepunkt einer Entwicklung, die Weckhoven zum Brennpunkt von Straftaten und kriminellen Handlungen gemacht hat. „Die Ängste der Bürger in Weckhoven haben spürbar zugenommen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende.
Seit diesem Fall, berichtet Jansen, wurde an dem Thema weiter gearbeitet und es inhaltlich erweitert. „Nur“ von Polizei ist heute (17 Uhr, Ratssaal) nicht mehr die Rede. Vielmehr fordert die SPD ein Konzept für die Quartiersentwicklung. Zu den KSOD- und Polizeisprechstunden wäre seiner Überzeugung nach auch denkbar, das Stadtteilbüro Teil des Konzeptes „bürgernahe Verwaltung“ werden zu lassen und vor Ort städtische Dienstleistungen anzubieten. Weiterer Aspekt: Im Ladenzentrum, das auch wegen der zahlreichen Leerstände gerade von älteren Menschen gemieden wird, könnte ein neuer, belebender Impuls gesetzt werden.
Während das Ladenzentrum für die SPD gesetzt ist, sähe die FDP das Stadtteilbüro lieber im evangelischen Gemeindezentrum eingerichtet. Eine Polizei-Dependance wollen die Liberalen mit dem Stadtteilbüro nicht verbinden. Im Gegenteil. „Die Tatsache, ob eine Wache in der Nähe ist, wirkt sich nicht auf die Häufigkeit der Straftaten aus“, sagt Bodewig. Wichtiger sei eine Polizeipräsenz in Form von Streifen.